Eravan-Wasserfälle nahe Kanchanaburi
Die Rechnung ging schliesslich auf. Obwohl mein Töff seit langer Zeit einige Streicheleinheiten benötigt hätte und ich die absolvierte Strecke distanzmässig unterschätzt hatte, hielt meine Maschine durch. Der Boxenstopp in Chiang Mai war dringend notwendig, und ich habe hier mit Erik den idealen Fachmann getroffen, der meine Maschine wieder gerichtet hat. Er hat meinen Töff schon in der Schweiz vorbereitet für die lange Reise und weilt hier in den Ferien.
Erik hat mich aber auch ziemlich gefordert, als er mir einige Offroad-Strecken zeigen wollte. Und da kam ich tatsächlich an den Anschlag. Stürze waren unvermeidlich...
Jetzt habe ich endlich den Strand in Ko Phayam erreicht, um mich etwas auszuruhen und mich vorzubereiten für die nächsten Abenteuer in Malaysia und vor allem Indonesien. Vom Wetter bin ich jetzt schon einige Zeit verwöhnt worden, aber spätestens in Sumatra wird die Regenzeit wohl für einige Unbill sorgen...
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Ich schlief wieder einmal etwas länger, vervollständigte dann den 14. Teil des Blogs und setzte ihn online. Dies dauerte aber seine Zeit, weil das Internet überaus unzuverlässig oder grundsätzlich schlecht war.
Erst um zwei Uhr fuhr ich dann zum thailändischen Konsulat, ich hatte Platzkarte Nr. 70, aber als ich erschien, war schon Nr. 118 an der Reihe. Ich stellte mich also gleich in die Kolonne, und es dauerte zehn Minuten, bis ich den Pass mit dem Visumskleber in Händen hielt. Hervorragend! Ich hatte mich schon vorher entschlossen, noch einen Tag länger in Vientiane zu bleiben, ich wäre ohnehin nicht mehr viel weiter als bis zur Grenze gekommen. Ich wartete am Abend lange auf Charlotte, die in ihrer NGO am Arbeiten war. Aber dann wurde es ganz lustig. Gleich mit allen drei Girls ging’s ab in Vientianes Zentrum. Zuerst transportierte ich Maria und Emma, die auf dem Gepäckträger sass (hier ist alles erlaubt;-), anschliessend Charlotte. Wir assen bei einem Libanesen deren Köstlichkeiten, köstlich war aber vor allem auch meine Begleitung… Auf dem Rückweg machten wir halt bei einem kleinen Glace-Shop, betrieben von einem Franzosen – hervorragendes Eis mit Früchten aus der Region…
Dann war ja wieder meine letzte Nacht, und nochmals wollten wir pokern. Die erste Runde war schnell zu meinen Gunsten entschieden, in der zweiten schied ich als Erster aus… Wir spielten bis halb drei Uhr nachts, was bedeutet, dass ich morgen wohl wieder nicht früh wegkomme…
Km: 28‘375
Als ich vor elf Uhr endlich bereit war abzufahren, schliefen alle meine Vientiane-Freunde noch. Ich musste nicht lange klopfen, da standen auch schon alle auf der Terrasse, mehr oder weniger verschlafen. Diesmal liess ich mich nicht mehr überreden, noch eine weitere Nacht zu bleiben, dafür war der Abschied umso herzlicher.
Es waren nur 20 km zu fahren bis zur Grenze, und hier war der Teufel los. Jeder schien heute diese Grenze überqueren zu wollen. Ich war erstaunt, wie speditiv und hurtig die Zollbeamten arbeiteten. Man wurde an die richtigen Schalter gewiesen, Dokumente wurden abgestempelt. So schnell, dass die Beamtin nicht realisierte, dass ich einen Tag zu lange in Laos geblieben war – so blieb mir die Busse erspart. Nachdem ich die riesige friendship-Brücke über den Mekhong überquert hatte, war der Papierkrieg am thailändischen Zoll wiederum gross, gleich mehrere Schalter hatte ich aufzusuchen, aber trotz der vielen Leute ging alles ganz fix, und schon war ich in Nong Khai, der thailändischen Grenzstadt. Ich hatte aber nicht in die Innenstadt zu fahren, sondern folgte der Strasse, die quasi parallel dem Mekhong flussaufwärts folgt. Je länger ich fuhr, desto weniger Siedlungen hatte es und umso mehr Natur war zu bewundern. Dann kamen die ersten Hügel, dicht bewaldet, durch die sich der gewaltige Fluss schlängelt. Manchmal war er aber auch überaus breit, mit kleinen, sandbestandenen Inseln oder riesigen Felsbrocken. Die Strasse war tip-top ausgebaut, und ich kam gut vorwärts, obwohl ich mich müde fühlte.
Intuitiv machte ich heute wieder einmal alles richtig. In Pak Chom waren schon am Nachmittag grosse Festivitäten im Gange, ganze Wagen mit riesigen, kunstvoll geschmückten Tempeln aus Bananenblättern und anderen Naturprodukten wurden auf einen Zentralplatz gefahren. Schönheiten der Region, gekleidet in bunte Umhänge, stark geschminkt und mit goldenen Kronen, sassen auf diesen Wagen und waren ein Blickfang sondergleichen. Lange Zeit beobachtete ich ankommende Wagen oder Gruppen von Frauen und Männern, die gleichsam vor einer Jury einen Tanz vorführten. Die Kunsttempel waren hier noch filigraner als jene in Vientiane gefertigt. Man stelle sich vor, wie man aus Hunderten gefalteten Bananenblättern einen schon beinahe leibhaftigen Drachen bastelt – meist in mehrfacher Ausführung.
Ich hatte unterdessen beschlossen, noch einen Ort weiterzufahren und landete bald in Chiang Khan. Ich erfuhr erst jetzt, dass dieser herrlich am Mekhong gelegenen Ort touristisch recht gut ausgebaut ist, aber vor allem von Einheimischen besucht wird. Ich fuhr ein in die lange Touristengasse und fand im Chiang-Khan-Guesthouse gleich eine einfache, aber sehr günstige Unterkunft für 200 Baht. Ich sass lange auf dem Balkon mit direkter Sicht auf den Mekhong. Was für eine Abendstimmung bei untergehender Sonne! Immer wieder zogen riesige Schwärme grosser Vögel über den Fluss und glitten samtweich über die Stadt.
Als es dunkel war, fand ich gar keine Zeit, in einem Restaurant essen zu gehen. Zu viel war los auf der Gasse. Streetfood war das Losungswort heute, und dies sollte sich lohnen. An Dutzenden von Ständen wurden regionale Köstlichkeiten feilgeboten, unter anderem kleine, grillierte Flussshrimps, die man grilliert mit Schale und Kopf verschlingen konnte. Ich versuchte vom Porkspiess, kleine Griess- oder Reisküchlein, die einen gewürzt mit Zwiebel, die anderen gesüsst.
Über eine grosse Treppe brachten Kinder, aber auch viele erwachsene Menschen kleine, wiederum aus Pflanzenmaterial gefertigte, farbige Bötchen zum Wasser, alle geschmückt mit Kerzen, die jetzt dem Wasser übergeben wurden, aber nicht ohne zuvor ein Gebet gesprochen zu haben. Überaus stimmungsvolle Szenerie, die kleinen Lichter flussabwärts verschwinden zu sehen. Natürlich wurde ich erinnert an das Oberbürer Lichterschwemmen, das ja erst vor wenigen Tagen stattgefunden hat. Das Fest heisst hier Loi Krathong und findet während des Vollmondes des letzten Monats des Jahres statt. Loi bedeutet schwimmen oder schweben, Krathong ist ein kleines Floss, das typischerweise aus einem Teil des Strunks der Bananenstauden gefertigt wird. Das so gestaltete Floss wird mit den Bananenblättern, Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen geschmückt.Das Fest stammt vermutlich aus Indien, ein Hindufest, das als Danksagung an die Gottheit des Ganges mit schwimmenden Laternen gefeiert wird, die das ganze Jahr lebensspendend wirken sollen. Die schwimmenden Flösse haben die Bedeutung, allen Ärger, Groll und alle Verunreinigungen der Seele loszulassen, sodass das Leben neu von einer besseren Warte aus begonnen werden kann. Die Thais machen sich mit Verwandten oder einer grösseren Gruppe von Freunden auf, im Sinne eines Volksfestes wird auf den Strassen reichlich gegessen und getrunken.
Die Menschen flanierten denn auch die belebte Hauptgasse auf und ab. Einige recht gute Hotels stehen hier fürs Übernachten bereit, viele Souvenirshops, sich fotografierende Thais, immer wieder, alleine, zu zweit, in der Gruppe. Mir kamen unweigerlich jene besuchten chinesischen Touristengassen in den Sinn. Lange Zeit sass ich aber vor einer Bühne, wo Tänze vorgetragen wurden. Dann gab es einen Schönheitscontest ganz besonderer Art, 13 Grossmütter waren mit ihren Nichten auf der Bühne, vor allem die kleinen Mädchen sahen aus wie Prinzessinnen. Beide hatten sich kurz zu präsentieren, also nicht nur das Aussehen bestimmte den Ausgang der Wahl. Später fand aber noch eine wirkliche Misswahl statt mit überaus schönen jungen Frauen, die vorher während Stunden vor kunstvoll gefertigten Tempeln gesessen waren und hundertfach fotografiert wurden – auch von mir…
Dann brauchte ich ein Bier, wurde müde und ging bald schlafen… Das Pokern – oder meine neuen Freunde vermisste ich etwas…
Km: 28‘595