Teil 11: China I    Naryn - Lhasa

Das China-Abenteuer ist passé! Zwar hatte ich in dieser grossen Höhe zuweilen mit Atemproblemen zu kämpfen und verbrachte einige beinahe schlaflose Nächte, aber glücklicherweise blieb trotz des extrem gedrängten Programmes gesund - wie auch mein Gefährt(e).

 

Tibet war etwas von Eindrücklichsten, das ich je unternommen habe. Die Landschaften waren zum Teil geradezu unwirklich, manchmal wähnte man sich auf dem Mond. Traurig gestimmt haben mich jedoch die Zustände in dieser Provinz Chinas. Es ist extrem viel Druck und Zwang spürbar. Die Behörden wussten in jedem Moment, wo wir uns gerade aufhalten. Unzählige Checkpoints waren zu überwinden, unserem Guide waren die Hände gebunden, auch nur leicht vom abgemachten Programm abzuweichen.

 

Über 6700 km war ich in 30 Tagen unterwegs, und die brachte mich an den Rand des für mich Machbaren. Es war unglaublich anstrengend, beinahe jeden Tag mehrere 100 km zurückzulegen, aber die Eindrücke waren gleichwohl so fantastisch, dass ich diesen Reiseabschnitt nicht missen möchte.

 

Jetzt bin ich in Muang Namtha in Laos. Die ruhige Art der Menschen in diesem Land brauche ich jetzt genau. Endlich kann ich mein Reisetempo selber bestimmen, auch wenn da noch ein Pferdefuss drückt - meine Kamera ist defekt, und ich werde deshalb wohl bald nach Bangkok reisen müssen. Aber da ist ja dann der Strand nah...

 

HIER kann du dich über das genaue Routing in China informieren.

So, 13.09.2015: Fahrt nach Naryn

Nachdem ich alle meine Siebensachen frisch organisiert und verpackt und auch die getrocknete Wäsche verpackt hatte, kam Edda nach zehn Uhr tatsächlich zum Riverside Guesthouse, und es entwickelte sich ein überaus interessantes Gespräch. Nicht nur Diana, sondern auch André sind äusserst interessiert an Eddas Projekt. André könnte sein Geschäft mit einer Skischule ausbauen, Diana würde gerne als hiesige Skilehrerin arbeiten und wird wohl Edda Skikurs besuchen. Gleich beide werden am Montag bei den Gemeindebehörden vorsprechen und Möglichkeiten abchecken, den Skilift bereits im November laufen lassen zu können.

Dieser Kontakt kam durch gleich drei Zufälle zustande. Erstens hatte ich vor zwei Wochen Edda in Arslanbob kennengelernt, zweitens Diana gestern bei den heissen Quellen und drittens traf ich gestern erneut auf Edda. Und alles lief über mich, und vielleicht bekommt Eddas Projekt dadurch neuen Schub… Zum ersten Mal auf dieser Reise habe ich das Gefühl, dass ich vielleicht irgendwann wieder hier bin, um an diesem Projekt mitzuarbeiten. Vielleicht bin ich momentan auch nur zu euphorisiert. Aber es kann sein, dass ich übernächsten Winter tatsächlich in Bivio, wo Edda als Skilehrerin arbeitet, sowohl sie als auch auf Diana treffen könnte.

Ich musste mich um die Mittagszeit fast zwangsweise aus der interessanten Diskussion lösen, denn es war noch eine üppige Strecke Töfffahrt geplant. Überraschenderweise hielt sich auch das Wetter ganz gut, vom angekündigten Regen war weit und breit nichts zu sehen. Weit nach zwölf Uhr ging’s dann endlich los. Ich folgte der Südküste des Issyk-Kul-Sees, der landschaftlich wesentlich interessanter ist als die Nordküste. Ich passierte einige ganz schöne, teils rötlich-rosa farbene Sandstrände, gleichzeitig beeindrucken aber in Sichtweite weiss gehutete, mit Gletscher bestandene, riesige Berge. Was für ein Gegensatz! Gerne hätte ich noch den „Fairytale-Canyon“ sowie einen Salzsee besucht, fand aber, dass die Zeit dafür nicht mehr reicht. Denn je weiter ich fuhr, desto bedeckter wurde es, aber von „himmlischem Wasser“ sollte ich verschont bleiben. Bald passierte ich jene Abzweigung mit direktem Weg nach Naryn, die ich aber nicht benutzen wollte, weil die Strasse in üblem Zustand sei. So fuhr ich Richtung Westseite des Sees, und mich empfing erneut jener starke, böige, unangenehme Wind, den ich schon bei der Hinfahrt kennengelernt hatte. Ich folgte der Küste über 200 km lang und war froh, endlich die Abzweigung Richtung Kochkor nehmen zu können. In Kochkor war die Polizei schon wieder bereit, um weiteres Bussgeld einzuziehen, aber diesmal war ich gewappnet und nicht zu schnell. Die ausgezeichnet ausgebaute Strasse führte jetzt in südlicher Richtung zum Dolon-Pass (3038 m.ü.M.). Auf der Rückseite des Passes wurde die im Neubau befindliche Strasse sehr schlecht, und ich kam nur noch langsam voran.

Ich erreichte aber Naryn mit seinen rötlich schimmernden Felsen nach sechs Uhr. Unterdessen hatte ich auch wieder Kontakt mit Mathias, die auch schon nach Naryn gefahren waren und sich bereits in eine CBT-Unterkunft eingemietet hatten. Diese ist in der Tat ganz speziell. Wir bewohnen nämlich eine ganze altrussische Plattenbau-Wohnung am Stadtrand. Nett-kitschige Bilder versüssen unser Dasein, wir können auch eine Küche nutzen, und Annika ist jetzt gerade daran, Reis mit Aubergine-Tomaten-Sauce zuzubereiten. Sehr guter Food! Auch das tschechische Zwetschenschnäpsli durfte nicht fehlen.

Jetzt ist China ganz nah. Yep, wir kommen!

Km: 16‘675


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