Teil 07: Yerevan/Armenien - Teheran/Iran

Seit sechs Tagen sitze ich in Teheran fest, aber alle wichtigen Dinge sind unterdessen erledigt.

Morgen geht's weiter Richtung Osten. Für mich ist der zweite Teil der Reise abgeschlossen.

In den nächsten Wochen werde ich wohl selten über Internet verfügen, weshalb du dich gedulden musst, bis der nächste Blogeintrag erscheint.

Neu reisen wir zu dritt - drei Schweizer Motorräder auf dem Weg zum Pamir...

Das wird ganz spannend!


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Ein Zufallsbild auf dem

Mt. Tochal

Di, 14.07.2015: Tsitsernakaberd-Genozid-Museum und Geghard-Monastery

Schon um zehn Uhr fuhr ich zum Tsitsernakaberd-Museum, einer gross angelegte Anlage, wo des Genozid an Armeniern Ende des 19. Jahrhunderts und vor allem 1915 gedacht wird. Nur einige Staaten und Organisationen stimmen diesem Genozid auch wirklich zu und haben deshalb auf dem Hügel mit guter Aussicht einen Baum gepflanzt, die Türkei negiert ihn nach wie vor, obwohl genügend Augenzeugen und auch Berichterstattungen aus jener Zeit unzählige Beweise liefern, was damals wirklich abgegangen ist.

Nach dem verlorenen Krieg der Ottomanen gegen Russland 1877/78 wurde in Berlin das Daseinsrecht des Staates Armenien in Artikel 61 klar festgelegt, aber der türkische Sultan Hamid hielt sich nie daran. Im Gegenteil: Die vielen Armenier im Westen ihres Ursprungsgebietes, das bis weit nach Ostanatolien/Türkei reicht, ereilte ein übles Schicksal, indem versucht wurde, diese Volksgruppe definitiv zu eliminieren oder islamisieren. Zehntausende von Armeniern wurden brutal hingerichtet oder ermordet. Nie wurde ihr Anspruch auf den Westteil ihres Landes befolgt oder das Volk zumindest rechtlich gleichgestellt. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Drama noch grösser, als die Türken im Bund mit Deutschland standen. Ganze armenische Dörfer wurden gleichsam ausradiert, ganze Volksgruppen wurden verschleppt in die syrische Wüste beispielsweise bei Aleppo und bestialisch ermordet. Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt, ertränkt, lebendig begraben oder verbrannt. Tatsächlich war dem Westen diese Tatsache durchaus bewusst, unzählige Zeitungsartikel zeugen davon, aber man reagierte nicht, auch nicht nach dem Ende des Krieges. Armenien wurde zum Spielball der Macht und den Russen zugeschlagen, um diese als Siegermacht zufrieden zu stellen. Eine ganze jahrhundertelange Kultur in Westarmeniens wurde aufgegeben. Unzählige uralte Klöster wurden zerstört, in Moscheen verwandelt oder einfach ihrem Schicksal überlassen.

Vieles erinnert an den Genozid, der während des Zweiten Weltkrieges an den Juden begangen wurde, nur ist die ganze Tragödie zu wenigen Menschen bewusst. Das Museum zitiert unzählige Zeitzeugen, viel Bild- und sogar Filmmaterial zeigen erschreckende Ausmasse. Der Mensch, das Tier – oder noch eher ganz und gar teuflisch. Und immer wiederholt sich die Geschichte. Wann stehen wir wieder an diesem Punkt? Unsere Zeit zeigt andeutungsweise, in welche Richtung es gehen könnte…

Unglaublicherweise traf ich auch heute nochmals zufällig auf Sonja und Sebi, welche genau zur selben Zeit im Museum weilten. Erneuter vielleicht tatsächlich letzter Abschied.

Am Nachmittag fuhr ich zum 50 km entfernten Kloster Geghard (bei Garni, ebenfalls Weltkulturerbe), ganz idyllisch in rötlich schimmernden ehemaligen Vulkanfelsen gelegen. Speziell an dieser viel besuchten Stätte ist, dass viele Zellen und auch kleine Kapellen vollständig in den Fels geschlagen wurden. Erneut genoss ich die mysteriös-mystische Stimmung in diesen Räumen. Hinter dem Kloster stieg ich noch einige Zeit auf einem staubig-steilen Weg steil bergwärts und stiess auf weitere in den Fels gehauene Kapellen, vor allem hatte ich aber einen guten Ausblick auf die ganze Klosteranlage.

Ich liess es mir nicht nehmen, im nahen Bach ein angenehm kühles Bad zu nehmen, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Die Einfahrt in die Stadt war viel einfacher als die Ausfahrt. Allmählich habe ich auch diese Stadt im Griff.

Am Abend ass ich in einem armenischen Restaurant (El Mayass) ausgezeichnetes, speziell gewürztes Iskandér (eine Art Voressen) mit Salat und Fladenbrot – ausgezeichnet.

Zudem hatte ich heute Kontakt mit dem Schweizer Paar, mit dem ich durch China reisen werde. Wahrscheinlich treffe ich die beiden bei Tatev.

Km: 8623


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