Teil 40: Brasilien IV - Paraguay - Uruguay - Buenos Aires

Der Countdown läuft. In weniger als drei Wochen sollte ich meine Mission erfüllt haben. Bereits morgen verlasse ich Südamerika in Richtung Spanien (der Töff ist schon seit gestern unterwegs). Dann versuche ich mich erstens an die Kälte und zweitens an die europäischen Gepflogenheiten zu gewöhnen. Ich tingle also noch zwei Wochen durch Südwesteuropa und versuche ein ideales Wetterfenster zu erwischen, die Alpen zu überqueren.
Noch immer steht der 26. Januar als genaues Rückkehrdatum fest. Jede und jeder, die/der meinen grossen Moment miterleben möchten, wenn ich im Böl in Gossau einfahre, ist herzlich zu einer Wurst, Bier und Wein eingeladen. Du musst dich dafür nicht einmal anmelden. Es hät, solang's hät!

Ich werde versuchen, Blog Teil 41 konstant aktuell zu halten, sodass du immer genau weisst, wo ich mich befinde. Ich ziele wirklich auf jenen 26. Januar hin, aber die kühle Jahreszeit (oder vielleicht der Töff) könnten mir noch ein letztes Abenteuer bescheren und das Rückkehrdatum könnte doch noch kurzfristig verändert werden.

 

Höhepunkt dieses 40. Teiles war klar der Besuch der Iguazú-Wasserfälle in Brasilien/Argentinien an Weihnachten, aber mein Kopf war nicht mehr ganz frei, die Planung und Vorstellung der Rückkehr haben mich vor allem beschäftigt.

Fr, 15.12.2017: Freiwillig (und ungestraft) Geisterfahrer zu sein geht nur in Südamerika

Die grösste Tortur heute Morgen war, meinen Fuss in den wegen der vielen Leimstellen immer enger werdenden Töffschuh zu würgen. Thibault holte sich bei einem Freund, der von Beruf Arzt ist, noch die Bestätigung, dass auch die gestern gekaufte neue Creme bei Fusspilz wohl gar nichts bringt. Ich kriegte von einem englischen Touristen eine neue entzündungshemmende Salbe aus Kolumbien, die aber wohl für meine Bedürfnisse auch nutzlos ist.

 

 

Erst gegen Mittag war ich endlich abfahrbereit, um mich erneut dem Verkehrsabenteuer Rio de Janeiro zu stellen. Ich verliess die Stadt Richtung Südwesten, durchquerte auf zehnspurigen, verkehrsreichen Strassen verschiedene Agglomerationen. Ich war froh, dass ich die Stadt endlich wirklich hinter mir gelassen hatte, verpasste in Santa Cruz die richtige Abzweigung.

 

Und dann kam der grosse Schock. Ich war längst mit Navi unterwegs, als ich plötzlich feststellte, dass mein Navi-Täschchen beim Cockpit leer war. Ich konnte nicht fassen, dass ich mein iPhone während der Fahrt offenbar verursacht durch den Fahrtwind verloren hatte! O Schande! Das kann nicht sein, dass sich mein wichtigstes Gadget entfernt hatte. Sofort hielt ich auf der sechsspurigen Autobahn an, suchte die Taschen ab, untersuchte jede Lücke meines Cockpits. Wie sollte ich mich jetzt orientieren? Ich musste das Handy während der letzten wenigen Kilometern verloren haben. Da gab es keine Kompromisse. Ich fuhr über einen hohen Randstein auf eine Rasenfläche, die aber immer wieder durch kleine, jedoch breite und tiefe Wasserkanäle unterbrochen war. Aber dies hielt mich nicht auf. Die Kanäle wurden erbarmungslos überfahren, oder ich fuhr auf den Pannenstreifen und übte mich als Geisterfahrer, natürlich mit der nötigen Vorsicht überaus langsam, denn ich wollte ja mein Handy wiederfinden. Ich fuhr wohl vier Kilometer zurück, kein Verkehrsteilnehmer schien dies wirklich zu stören, solange ich sie nicht wirklich behindere. Man stelle sich vor, was geschehen wäre, wenn ich mich in der Schweiz gleich verhalten hätte…? Dann hielt ich an und wollte eigentlich schon aufgeben, überlegte mir schon Notfallpläne, wie es jetzt ohne Navi weitergehen würde. Würde ich ein weiteres Handy kaufen müssen? Ich überprüfte noch einmal sämtliche Taschen meiner Jacke und Hosen – und was fand ich da? Ja tatsächlich, ich hatte mich vergeblich übermässig gestresst, denn ich fand es dort, wo es eigentlich immer sein soll – in der Seitentasche der Hose! Was für eine Erleichterung! Und: Wie dumm kann man nur sein, sich selber dermassen unnötig zu stressen? Aber in erster Linie war ich glücklich über den Fund, weil er mir sehr viele Unannehmlichkeiten erspart.

 

Nach Itaguai erreichte ich wieder die Küste. Die Strecke wurde jetzt wieder wesentlich kurvenreicher, weil sich die Strasse um die bewaldeten Hügel schlängelt. Je länger ich fuhr, desto reizvoller wurde die Landschaft, die immer wieder kleine Buchten freigab mit herrlichen Palmenstränden. Brasilien ist wirklich gesegnet mit Tausenden von Kilometern von Stränden. Eigentlich hätte ich in irgendeinem Dorf anhalten und mein Zelt aufstellen müssen. Mein Ziel war heute jedoch Paraty – und: logisch: Thibaults Tipp war natürlich gut gemeint und das autofreie Städtchen mit seinen renovierten kolonialen Gebäude wirklich ein Bijoux, aber logischerweise voller Touristen. Ich fand nahe des Zentrum ein Hostel (Che Lagarte, 42 R$) mit Parkplatz und bezog ein Bett im Dormitory. Ich war müde von der Fahrt und versuchte meinen Fuss um Verzeihung zu bitten für die Quälerei, die ich ihm in meinen engen Stinkstiefeln angetan hatte.

 

Ich belohnte ihn am Abend mit einer neu gekauften Salbe, die scheinbar tatsächlich gegen Pilze helfen soll. Ich selber belohnte mich jedoch auch. Zum ersten Mal seit langem ass ich richtig gut – im Casa do Fogo – das ist die Kehrseite: Wo Touristen sind, da gibt es auch gute Restaurants, und die nutze ich halt schon gerne, auch wenn ich erneut um 40 Fr. leichter wurde…

Km: 92‘165 (272)

Sa, 16.12.2017: Unerfüllte Erwartungen

Es war geplant, einen Tag in Paraty zu verbringen, da war es mir eigentlich recht, dass ich am Morgen auf einen Bootstrip zu den vorgelagerten Inseln hingewiesen wurde. Aber ich war skeptisch, mit einer Gruppe von 16 Personen hinaus zu den Inseln unterwegs zu sein. Je länger man reist und je mehr man gesehen hat, umso mehr braucht es, dass etwas Begeisterung aufkommen kann.

Wir besuchten zwei Inseln, die erste mit einem feinen Sandstrand, aber hier dominierte mehr die Villa als der Strand. Das Wasser war überraschend warm, ich hoffte, dass das Salzwasser wenigstens etwas zur Heilung meines Fusses beiträgt. Bei der zweiten Insel hielten wir an der felsigen Küste, eigentlich ganz gut, um zu schnorcheln. Ich war denn auch bald unterwegs, aber die Sicht war schlecht, und das Meer scheint hier beinahe leergefischt zu sein – kein Wunder ist es schwierig, in den Restaurants wirklich guten Seafood zu kriegen. Die meisten der Gruppe waren Einheimische, die versuchten, sich mittels Schaumstoffrollen über Wasser zu halten und schon begeistert waren, wenn ihnen ein gestreifter Fisch entgegenschwamm. Ich weiss, dass ich nicht werten sollte, dass ich ganz einfach etwas verwöhnt bin, weil ich es mir erlauben kann, so lange unterwegs zu sein, wodurch es natürlich logisch ist, dass man schon schönere Plätze besucht hat. Es war ja auch wirklich ganz nett, der üppige, unberührte Urwald am Festland schien sein Grün dem Wasser zu transplantieren.

Am frühen Nachmittag erreichten wir eine Halbinsel, auf der einige Restaurant bereit waren, uns zu verköstigen. Man bezahlte das Essen per Gewicht, und es war eigentlich ganz okay.

Der Höhepunkt des Ausflugs für mich war die Einfahrt in eine enge Bucht, vor der einige Delfine ihre Spiele trieben. Auch einige kleine Schildkröten sagten uns hallo. Das Wasser in der geschützten Bucht war hier besonders warm, perfekt geeignet für einen netten Schwumm.

Am Abend stellte ich den Blog Teil 39 endlich online und bereitete einen Tomaten-Käse-Salat. Paraty ist erstaunlich voll, die Hochsaison hat definitiv angefangen, aber ich habe von solchen Touristenorten vorerst einmal genug gesehen. Ich blicke vor allem auf ein ein Ziel: Buenos Aires. Man spürt: Die Reisemüdigkeit oder einfach der Wunsch, nach Hause zurückzukehren, haben mich definitiv eingeholt.

Km: 92‘165 (0)

So, 17.12.2017: Wasserfälle, Strand, ein trauriger Töff und eine weitere fulminante Grossstadteinfahrt

Ich hatte es nicht eilig am Morgen, denn die knapp 300 km (die dann doch überschritten wurden) sollten gut in einem halben Tag Fahrt zu schaffen sein. Ich freute mich über das perfekte Töfffahr-Wetter, denn die Sonne lachte vom blauen Himmel, zudem blieb die Strecke kurvenreich, ein richtiger Fahrgenuss. Auch die Landschaft mit dem dichten atlantischen Dschungel und den kleinen Buchten mit den feinen, kleinen Stränden war stupend. Ich kam nicht weit, denn ein Wasserfall lud mich zu einer Abkühlung ein. Ich kletterte auf dem glitschig-feuchten Fels hoch bis zu der Stelle, wo ich durch die niederstürzenden Wassermassen eine fitmachende Rückenmassage serviert bekam. Auch der Fuss bedankte sich artig für die willkommene Abkühlung, denn bereits schienen sich die Pilzsporen in meinem heissen, wegen der Schwellung eng gewordenen Schuh vervielfacht zu haben. Mittlerweile juckt es am ganzen linken Fuss dermassen, dass ich ihn am liebsten mit Nägeln malträtieren würde.

Darauf verzichtete ich vernünftigerweise. Ich war weiterhin gemütlich unterwegs und fuhr einen vielversprechenden, scheinbar abgelegenen Strand an, um ein letztes Mal das atlantische Meerwasser zu geniessen (oder den Fuss zu desinfizieren). Zwar war der Strand mit seinen steilen Felsen und dem strotzend grünen Urwald im Hintergrund durchaus bewundernswert, aber ich war nicht der einzige, der dies merkte. Der Strand war vollgepflastert mit Sonnenschirmen und Liegestühlen, auf denen sich die einheimischen Feriengäste von den Strapazen des Alltags erholten. Man verlangte 10R$ Parkgebühr, und dies war mir dann zu viel, sodass ich mich gleich wieder auf den Rückweg machte und der Küste westwärts Richtung Caraguatatuba folgte. Kurz vor Ubatuba fand ich dann doch noch einen weiten, goldgelben, wenig bevölkerten Strand, an dem sich in den hohen Wellen einige Surfer vergnügten. Ich ass eine Riesenportion fritierte Shrimps und warf mich dann in die Wellen, die mit aller Macht versuchten, mich zu verschlucken. Aber ich wusste mich zu wehren und entkam dem gefrässigen Getöse. Ich passierte einen Strand nach dem andern, die sämtliche vollgepfropft waren mit brasilianischen Touristen, sodass ich wegen des grösseren Verkehrs nur noch langsam vorwärts kam.

Beim Tanken in Caraguatatuba wurde mir wieder einmal die Traurigkeit meines Töffs bewusst, der einmal mehr grüne Tränen weinte. Aber nicht etwa meine geflickte Stelle am Kühler war leck, sondern auf der Rückseite spritzte es durch den Druck förmlich aus einem kleinen Loch. Jetzt wusste ich, weshalb ich in den letzten Wochen immer wieder Kühlwasser nachfüllen musste. Es waren noch 150 km zu fahren bis São Paulo, und ich hoffte, dass ich nicht auch noch den letzten Rest des Kühlwassers verlieren und den Motor überhitzen würde. Ich verliess jetzt die atlantische Region definitiv, wurde überrascht durch eine veritable, kurvenreiche Passfahrt über die brasilianischen Atlantikhügel. Ich war dutzendfach am Überholen, denn die meisten Brasilianier scheinen sich nicht gewohnt zu sein, Kurven zu fahren. Mein Fahrspass war dafür gross. Die Landschaft änderte sich jetzt wieder dramatisch. Der Wald wurde abgelöst durch die bekannten beschaulichen Hügel, auf denen Kühe weideten. Eine perfekt ausgebaute Autobahn liess mich gut vorwärtskommen. Einen Halt machte ich bei einem sich um die Hügel windenden Stausee, in dem sich die immer mehr aufkommenden Gewitterwolken spiegelten. Noch weinte mein Töff, aber solange er weint, kommt’s gut, dachte ich.

Die Einfahrt in den Grossstadtmoloch São Paulo war fulminant wie erwartet. Eine zwölfspurige Autobahn führt in die Stadt, unterteilt in mindestens drei vierspurige Strassen. Es war jetzt die Herausforderung, die richtige Spur zu wählen, um nicht wieder einen riesigen Umweg fahren zu müssen. Und diesmal gelang mir dies ganz gut. Ich mied das Zentrum und fuhr ein geplantes Hostel an, das aber leider voll war, sodass ich versuchte, mich an einer Tankstelle neu zu orientieren, um eine andere Unterkunft zu finden. Aber da war schon wieder ein Brasilianer zur Stelle, der sich erstens brennend für meine Reise interessierte und zweitens auf ein nahe liegendes Hostel hinwies, das ich bald ansteuerte und wo man mich sehr freundlich empfing. Das JS wird von einer Familie betrieben und wird nicht einmal mit einem Schild beworben. Schnell war ich einquartiert und gleichsam in die Familie integriert. Später ging ich noch kurz aus – ein Hamburger reichte, um meinen kleinen Hunger zu stillen.

Km: 92‘498 (333)

Mo, 18.12.2017: Doppelter grosser Service

Ich hatte mich nicht zufällig in diesem ruhigen, vom Stadtzentrum entfernten Viertel einquartiert, denn als erstes wollte ich heute Morgen die Yamaha-Bude aufsuchen, in der mir Thibault das Kettenkit bestellt hatte und die nur drei Kilometer von meinem Hostel entfernt war. Insgeheim hoffte ich, schon heute wieder aus dieser Grossstadt wegzukommen, aber dazu sollte es dann nicht kommen.

Man begrüsste mich äusserst freundlich, der Chef war sogar der englischen Sprache mächtig. Die drei Kilometer reichten, dass der Kühler meiner Maschine bereits wieder heftig zu weinen anfing, sodass schnell feststand, dass auch der Kühler ersetzt werden muss. In São Paulo befindet sich auch das grosse Yamaha-Ersatzteil-Zentrum, sodass ich zu all den benötigten Teilen kommen werde. Allerdings wird die Maschine wohl erst morgen Nachmittag wieder fahrbereit sein. Sie wird einmal tüchtig durchgecheckt, um sie für den letzten Teil meiner Reise wieder auf Vordermann zu bringen. Tatsächlich ist dies die erste Werkstatt, in der man auch wirklich kompetent zu sein scheint. Aber man sagt ja, dass die Brasilianer je europäischer ticken, desto südlicher man fährt.

Jetzt bot sich mir natürlich die Gelegenheit, gleich auch an mir einen Service vornehmen zu lassen. Erleichternd kam dazu, dass das Don-Camillo-Hospital auf meinem Heimweg lag. Auch hier wurde ich aussergewöhnlich zuvorkommend und professionell bedient, ich profitierte wohl auch noch von einem Touristenbonus, gleich an mehreren Stellen wurde ich den anderen wartenden Patienten vorgezogen. Jetzt erlebe ich die wahre brasilianische Gastfreundschaft, die ich anfangs meiner Brasilien-Reise so vermisst hatte. Dafür erlebe ich sie jetzt beinahe im Übermass. Wenn ich irgendwo anhalte, werde ich mit grosser Wahrscheinlichkeit in ein Gespräch verwickelt, man fühlt sich echt willkommen in diesem Land.

Nach der zweimaligen Aufnahme meiner Daten bediente mich ein Arzt, mein Befund war natürlich richtig: Mich plagt ein ziemlich übler Fusspilz, der mittlerweile den ganzen Fuss befallen hat, weil alle Cremes, die ich bisher dagegen eingesetzt hatte, mehr oder weniger nutzlos sind. Der Arzt lachte nur über diese billigen Industrie-Produkte, die den Leuten angedreht werden. Die Konsultation dauerte kaum zehn Minuten, dann hielt ich schon ein Rezept in den Händen mit den Namen einer wirklich mykotisch wirkenden Salbe und lustigerweise einer einzigen Tablette, die normalerweise bei Scheidenpilzen der Frau angewendet wird. Ich wusste tatsächlich nicht, dass die Scheide beim Mann zwischen den Zehen liegt… Ich spazierte in aller Ruhe mit meinen logischerweise noch immer nicht besser gewordenen Fussschmerzen zurück zum Hostel, wo ich begann, meine Socken in jener Pfanne auszukochen, die ich damals zum Ausgraben des Flosses gebraucht hatte. Wozu die nicht alles nützlich ist! So hoffe ich, den Pilzsporen in den Socken den Garaus gemacht zu haben.

Dann erlebte ich einen ruhigen Tag. Noch bringt mich dieser ungeplant verlängerte Aufenthalt in São Paulo nicht in die Bredouille, meine Zeitplanung, am Tag X zu Hause zu erscheinen, muss ich nicht über den Haufen werfen, auch wenn ich weiss, dass alleine in Südamerika noch mehr als 3000 km zurücklegen zu müssen. Nur eine Kleinigkeit ärgert mich: Ich werde es wohl nicht schaffen, die ganzen 100‘000 Fahrkilometer zu erreichen…

Km: 92‘502 (4)

Di, 19.12.2017: Auf Vordermann gebracht

Ich hoffte, dass ich heute möglichst bald eine Mitteilung kriege, dass ich meinen Töff fertig repariert abholen kann, denn eigentlich war geplant, heute möglichst weit Richtung Iguaçu Wasserfälle zu fahren, denn die Wetterkarten verheissen für die nächsten Tage nichts Gutes. Ich hatte nicht wirklich Lust auf ein kurzes Sightseeing in dieser Millionenstadt, weshalb ich lange Zeit faul im Zimmer lag und wenigstens begann, mein Gepäck so zu richten, um nach der Rückkehr möglichst schnell abfahrbereit zu sein.

Kurz nach Mittag kam dann wirklich die erhoffte WhatsApp-Mitteilung, und ich war schon zu Fuss unterwegs zu Yamaha Diamar. Als ich dort ankam, waren die Mechaniker immer noch an der Arbeit, sodass ich Zeit fand, in einem nahen Einkaufszentrum meine Vorräte aufzustocken. Als ich zurückkam, wartete ich zuerst nochmals eine ganze Weile, bis mir einer der Angestellten die Rechnung präsentierte. Und die entsprach nicht ganz meinen Erwartungen, denn der Kühler kostete jetzt plötzlich 2500 R$ (statt 1300) und das Kettenkit 1200 (statt 800), dabei wurde für die Arbeit, die mir absolut professionell ausgeführt schien, nur 400 R$ verlangt. Der Eindruck der Bude wurde jetzt natürlich getrübt, und schliesslich gestanden sie Fehler ihrerseits ein, dass sie die hohen Steuern nicht mit eingerechnet hätten. Ich hatte höchstens mit 3000 R$ gerechnet, und jetzt waren es über 4000 R$ (über 1200 Fr.). Natürlich wehrte ich mich, ich war vor allem enttäuscht, dass mir die Preisunterschiede nicht sofort mitgeteilt wurden. Nach langem Hin und Her konnte ich eine Ermässigung von fast 1000 R$ herausschinden, womit beide Seiten einigermassen zufrieden waren.

Tatsächlich wurden die Arbeiten absolut perfekt erledigt. Es wurde mir mitgeteilt, dass die Achse beim kleinen Ritzel nicht gelöst werden konnte, die Kette deshalb beim Einsetzen mit einem Schloss versiegelt wurde. Die Mechaniker hatten den Narren an mir gefressen, einer sprach sogar etwas Englisch, sodass schliesslich artig Facebook- und WhatsApp-Kontakte ausgetauscht wurden. Die Maschine lief in der Tat beinahe wie neu, das Problem mit dem unmotivierten Abstellen hatte offenbar mit dem Kühler zu tun.

Natürlich war es unterdessen längst zu spät, um São Paulo zu verlassen, sodass ich eine weitere Nacht im JS bleibe. Ich ärgerte mich noch eine Zeitlang mit meinen technischen Geräten herum, aber deren Macken kriegte ich heute nicht mehr in den Griff.

Ich kam nicht wie geplant frühzeitig zu Bett, weil der Hausherr, sein Kumpan und ein kanadisch-vietnamesischer Tourist am Rum-Cola saufen waren. Rodrigo amüsierte sich immer wieder köstlich am Wort „Padrinho“ – ist wohl das Wort für Götti, aber es dürfte auch noch andere Bedeutungen haben… Auf jeden Fall wurde es ziemlich spät…

Km: 92‘501 (6)

Mi, 20.12.2017: Kilometerfressen und etwas Wildnis

…weshalb ich nicht zu der Zeit aufstand, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Aber so war wenigstens das Frühstück schon bereit, als ich aufstand. Es war wiederum eine ziemliche Prozedur, bis ich mein Gepäck wieder wunschgemäss gepackt hatte, und ich verliess São Paulo erst um halb elf Uhr. Wiederum war es ein ziemliches Erlebnis, dieser 20-Millionen-Stadt schnell zu entkommen. Aber es lief wie am Schnürchen, ich erwischte alle  Abzweigungen beim ersten Versuch, sodass ich mich endlich auf der zehnspurigen (!) Autobahn befand, die mich dann erstaunlich schnell aus der Stadt führte. Je weiter ich fuhr, desto weniger Spuren hatte die Autobahn und desto weniger Verkehr hatte es.

Ich fuhr über Tatui, Ourinhos nach Assis, kilometerweit geradeaus, sodass ich ausgezeichnet vorwärtskam. Für jede zurückgelegten hundert Kilometer war ich froh, dass es trocken blieb. Eher zufällig nahm ich den Umweg über Assis und konnte einer bedrohlich schwarzen Wand ausweichen. Unweit südlich ging wohl ein gewaltiges Gewitter nieder, ich befand mich nur am Rand dieser Schauer. Als es tatsächlich für kurze Zeit doch zu regnen begann, machte ich einen kurzen Halt bei einer der unzähligen Autobahnraststätten. Jetzt war die schwarze Wand hinter mir, ich war ihr wunderlicherweise entkommen und wollte jetzt Richtung Südwesten Londrina  erreichen. Aber so weit sollte ich nicht mehr kommen, denn auf der anderen Seite einer Brücke, die einen Stausee überquert, entdeckte ich mit meinem geschulten Auge einen prima Übernachtungsplatz unter Bäumen nahe des Sees.

Es ist Sommer hier, es ist wieder deutlich länger hell, sodass ich wunderbar viel Zeit zur Verfügung hatte, mein Camp aufzustellen, ein Feuer zu machen und wieder einmal Pasta à la sturzi zuzubereiten. Ich bin froh, dass das Wetter besser als erwartet ist. Eigentlich peilte ich schon ein Hotel kurz nach Londrina an, aber viel lieber campiere ich wieder einmal. Zwar ist es wegen des Verkehrs laut hier, aber gleichzeitig zirpen die Grillen, Ameisen krabbeln über meine Füsse, ich lehne an einem Baum und trinke einen Becher Wein.

Zudem war es ein wahrer Fahrgenuss heute. Der investierte Tausender in meinen Töff scheint sich gelohnt zu haben. Er läuft rund wie lange nicht mehr, ohne Murren brachte er mich heute über fünfhundert Kilometer weit. Auch mein Fusspilz scheint sich allmählich zu verabschieden, die Tablette und die Creme verfehlten ihre Wirkung nicht.

Aber die Tage sind gezählt. In einem Monat turne ich schon in Europa herum. Hier ist es herrlich sommerlich warm. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie mein Leben ohne Abende wie diesen sein wird, wenn ich wieder die europäische Kälte zu ertragen habe. Und doch freue ich mich auf zu Hause, aber noch sind einige tausend Kilometer zurückzulegen, mein Werk ist beinahe vollbracht.

Km: 93‘007 (506)

Do, 21.12.2017:  One night in Paraguay

Erwartungsgemäss wurde mein Zelt in der Nacht nochmals tüchtig eingenässt, dafür nutzte ich am Morgen das trockene Wetterfenster, um nicht noch weitere Kilogramme in Form von in Texilien hockenden Wassers miteinzupacken. Just als ich losfuhr, begann es zu tröpfeln, aber auf den Regenschutz verzichtete ich vorerst noch. Erst in Londrina begann es stärker zu regnen, sodass ich mich auf Vollmontur umrichten musste. Der feuchte Zauber dauerte glücklicherweise aber nicht lange, und es blieb lange Zeit erstaunlich trocken.

Aber dann kam sie, die angekündigte Gewitterfront und traf mich mit ihren Zellen gleich mehrmals. Etwas vom Unangenehmsten, Motorrad zu fahren, ist es, einen Regensturm zu zu durchqueren. Dabei ist es nicht das Wasser, das versucht, dich bis auf die Haut nass zu machen, das mich wirklich ärgert, sondern den grössten Respekt habe ich, mich in solchen Momenten im Verkehr zu bewegen. Erstens ist die Sicht eingeschränkt, zweitens ist die Rutschgefahr auf zwei Rädern wesentlich grösser als auf vier, drittens sind da die anderen Verkehrsteilnehmer, auf die man keinen direkten Einfluss nehmen kann und die zuweilen kaum ihr Tempo drosseln. Da braucht es dann einfach Glück, nicht im falschen Moment an der falschen Stelle zu sein. Ich sah heute gleich zwei Lastwagen, wie sie schräg im Strassengraben lagen; in solche Unfälle möchte ich gar nicht involviert sein.

Ich fuhr wie schon gestern durch riesige Kartoffelplantagen, die Landschaft mit ihren sanften Hügeln war durchaus reizvoll, erinnert mich zuweilen sogar an das schweizerische Mittelland, nur ist das Land hier wesentlich weniger dicht besiedelt. Nach der überstandenen Gewitterzelle wurde ich von weiteren Wasserschüben von oben verschont. Ich hatte nur ein Ziel: Guaíra, das brasilianische Grenzstädtchen zu Paraguay, das ich am späten Nachmittag auch erreichte. Dank iOverlander fand ich das Immigrationsbüro in Zentrum sofort, wo ich einen weiteren Stempel in den Pass gedrückt bekam. Der Pass ist unterdessen beinahe vollgestempelt, ein weiterer Grund, bald nach Hause zurückzukehren. Das Zollbüro fürs Auslösen meines Töffs (TIP = temporary import paper) war nahe der Grenze. Um hierher zu gelangen, überquerte ich den mächtigen Rio Paraná. Was für ein gewaltiger Fluss! Von der paraguayanischen Seite stauten sich Hunderte von Autos, die in Salto de Guaíra in den vielen Zollfreiläden am Shoppen waren – auch hier sind bald Weihnachten…

Ich kam über die Grenze ohne anzuhalten, denn auch hier ist die Immigration versteckt mitten in der Stadt, wo ich in Paraguay eincheckte und hundert Meter weiter den TIP bekam. Eigentlich wollte ich nochmals campen, aber dunkle Wolken kündigten nichts Gutes an, und tatsächlich begann es bald stark zu schütten, sodass ich gut daran tat, im Hotel JR zu übernachten. Ich bin in Paraguay, meinen 44. Reiseland!

Km: 93‘456 (449)

Fr, 22.12.2017: Rotschlammland und ein chaotischer Grenzübertritt

Die paraguayanische Grenzstadt hat wenig Liebliches, um hier länger zu verweilen. Zudem regnete es am Morgen, während ich damit beschäftigt war, den offerierten Schinken-Käse-Toast zu verzehren und eine Tasse Milch (!) zu trinken. Aber es hellte bald etwas auf, ich tat gut daran, nicht Richtung Asuncion zu fahren, denn von den Anden her wurden schubweise gewaltige Mengen von bedrohlich-grau-schwarzen Wolken über das Land getrieben.

Aber ich hatte ja vor, nach Süden zu reisen, und dort war es (noch) hell. Es wäre schon verlockend gewesen, eine der rot-schmierigen Nebenstrassen zu irgendwelchen Naturreservaten nahe des Paranás zu nehmen. Offensichtlich befinde ich mich wieder im Rotschlammland, und Erinnerungen an Bolivien (das gar nicht mehr so weit entfernt ist) wurden wach, als wir uns tagelang über derartige rotschlamm-schmierige Pisten quälten. Aber dies wollte ich mir nicht mehr antun, da blieb ich lieber auf der sicheren, asphaltierten Strasse. Auf halbem Weg machte ich einen Halt bei einer Tankstelle und einer der vielen bereits gesehenen, grossen Landwirtschaftsfabriken, in denen mit den Kartoffeln (?) wohl Bio-Treibstoff hergestellt wird (wobei ich bezweifle, wie bio dieser Treibstoff wirklich ist).

Schon am frühen Nachmittag erreichte ich Hernandarias, wo ich per Töff zum zwischen 1974 und 1991 gebauten Itaipu‑Staudamm fahren wollte. Natürlich wurde ich gestoppt und auf eine Tour verwiesen. Ich war der einzige Passagier dieser kostenlosen Bustour, war ziemlich beeindruckt von der gewaltigen 196 m hohen und fast acht Kilometer langen Staumauer, in der mengenmässig Beton für 210 Maracaná-Stadien und Metall für 380 Eiffeltürme verbaut wurden. 15 % des Stroms für Brasilien und 75 % für Paraguay werden hier produziert. Der Damm staut eine Wasserfläche in der Grösse von zwei Bodenseen. Natürlich ging dadurch viel Kulturland verloren, auch die Lebensgrundlage vieler Guarani-Indianer. Aber das Schaden-Nutzen-Verhältnis würde ich trotzdem als positiv betrachten.

Ich durchfuhr das verkehrsreiche Gewühl der Ciudad del Este und wollte Paraguay nach nicht einmal vierundzwanzig Stunden bereits wieder verlassen. Das Chaos an der Grenze, an der sich wegen der zu überquerenden Brücke über den Paraná die Autos beidseitig stauten, war unübertrefflich. Die unzähligen Töfflifahrer nutzten jede sich bietende Lücke, um freien Raum zu füllen. Allerdings traf man sich auf dem Mittelstreifen von beiden Seiten, ein ziemlich spassiges Fahren und vor allem Ausweichen. Ich stünde wohl heute noch auf der Brücke, wenn ich mich der Fahrweise nicht angepasst hätte.

Ich steuerte das Mandala Hostel an, gut gelegen nahe des Zentrums, wo ich sehr sympathisch empfangen wurde. Ich bezog ein Dorm-Bett für nur 30 R$, leistete mir dafür ein Cerveja Artesanal in der nahen Cervejeria (28 R$). Nur das Wetter verheisst nichts Gutes. Morgen soll Landregen einsetzen…

Km: 93‘703 (247)

Sa, 23.12.2017: Viel Wasser von oben

Dieser Titel regt ja durchaus die zweideutige Fantasie an. Aber es ist überhaupt nicht so, wie man denken mag. Zwar ist der Süden Brasilien an vielen Orten durchaus deutsch-orientiert, deshalb findet man auch viele Biersorten mit deutlich deutschem Einfluss. Oder wer hat schon ein Bier mit dem Namen Eisenbahn getrunken? Zwar findet man in der Grenzregion besonders viele Motels, Hotels mit eindeutig zweideutigen Absichten. Aber es gibt hier weder besonders viele Transvestiten (oder Winkel-6-Festbesucher mit dem Motto trans – man erinnere sich an die Achtzigerjahre) noch vulgäre Spätpubertierende, die mit unsittlichen Wörtern um sich werfen, nein! Es ist ganz anders. Die bedeutendste Strasse dieser Stadt mit einigen Bars und Restaurants heisst tatsächlich Schimmelpfeng (nicht etwa Schimmelpfennig, wie man vermuten könnte und was wenigstens ein bisschen logisch erscheinen würde, oder auch nicht: Beim Bierausschenken verhielt man sich überhaupt nicht geizig…). Als sich heute Abend über den Hochhäusern ein sintflutartiges Gewitter entlud, hatten die Taxis Hochkonjunktur, die Foztrans(porter) waren dutzendfach unterwegs in der Stadt mit dem Namen Foz do Iguaçu. Als der Starkregen versuchte, die Stadt hinwegzuschwemmen, liessen mich die gelesenen Wortverbindungen nur noch umso mehr schmunzeln. Und das Bier schmeckte umso besser, natürlich war es ein Eisenbahn.

Ich hatte mich heute auf viel Wasser von oben gefreut, aber die Art und Weise der auftretenden Feuchtigkeit behagte mir dann doch nicht, denn ein erster Besuch zu den Iguaçu-Wasserfällen auf der brasilianischen Seite wurde schnell verworfen, als es schon am Morgen stark zu schütten begann. Ich hatte mich darauf eingestellt und blieb etwas länger liegen und fand dann wunderbar Zeit, einige Büro-Arbeiten zu erledigen. In aller Ruhe konnte ich sowohl das technische Problem am PC (rechte Maustaste) und am iPhone (Musik hat sich verabschiedet) lösen.

Zu hoffen ist, dass durch den vielen Regen der letzten Tage die Wasserfälle noch eindrücklicher zu beobachten sind. Die Geduld lohnt sich wohl, einen oder zwei Tage zu warten. Mein zeitlicher Fahrplan stimmt nach wie vor bestens. Am Abend gönnte ich mir eine grosse Portion Sushi. Es ist nicht erstaunlich, dass es in Brasilien viele Sushi-Restaurants gibt. In keinem anderen Land als in Japan selber leben mehr Japaner…

Komisch, morgen ist Heiligabend, und es ist mir überhaupt nicht danach. Bin mal gespannt, wie ich den morgigen Abend verbringe…

Km: 93‘703 (0)

So, 24.12.2017: Wenig Geborgenheit an Heiligabend

Zu gerne hätte ich heute die brasilianische Seite des Iguaçu-Nationalparks besucht, aber nochmals machte mir das übel regnerische Wetter einen Strich durch die Rechnung. Da bin ich doch lieber noch etwas geduldiger. Aber die Stadt hat sonst wenig zu bieten, sodass ich den ganzen Tag im Hostel blieb und mein Tagebuch bebilderte und mir dabei natürlich überlegte, wie ich all mein Bild- und Textmaterial zu Hause sinnvoll verwerten könnte. Soll es einfach ein riesiger Reisebericht werden oder ein Rat- und Mutgeber, wie eine solche Reise zu planen ist oder ein Mischung aus beidem? Noch fehlt mir der Hammer-Aufhänger.

Natürlich verbringt man Weihnachten am liebsten im Schoss seiner Lieben, der Familie, aber beides ist hier nicht direkt greifbar. Aber immerhin war ich zufrieden, von meinen Gastgebern zum abendlichen Grossessen eingeladen worden zu sein. Typisch südamerikanisch fand das Fressgelage erst spät in der Nacht statt. Ich war der einzige Europäer unter vielen fast nur Portugiesisch sprechenden Familienangehörigen, es war schwierig zu kommunizieren und sich etwas geborgen zu fühlen. Das ist halt auch Reisen. Da muss man dann durch. Das Essen mit Riesenhühner- und Schweinebraten, Reis mit Sultanien und Gemüse mit Mayonnaise war definitiv reichlich, aber da vermisste sich schon etwas mein Fondue Chinoise…

Die Eindrücke dieses Weihnachtsabend ohne kitschige Musik oder einen Christbaum mit Kerzen werden mir definitiv in Erinnerung bleiben, aber wohl deshalb, weil ich so vieles vermisste, das sich sonst manchmal etwas verschmähe, aber halt doch dazugehört…

Km: 93‘703 (0)

Mo, 25.12.2017: Schnuppern am Naturwunder

Ich war überaus froh, dass es über Nacht zu einer Wetterberuhigung kam, sodass ich schon recht früh unterwegs war zu den Iguaçu-Wasserfällen, die seit 1985 UNESCO Weltkulturerbe sind. Ich war noch nicht einmal sicher, ob der Zutritt an Weihnachten gewährleistet ist, aber am Ziel wurde ich beinahe erschlagen von einer Riesenmeute von vor allem einheimischen Touristen, die alle den Weihnachtstag ausgesucht hatten, um dieses Naturwunder zu besichtigen (Eintritt 63.60 R$).

Per Bus fuhr ich zum wirklichen Eingang, wo ich dem empfohlenen, gut ausgebauten Weg hoch über dem Fluss folgte und so immer näher zu den über 270 in die Tiefe dröhnenden Wasserfällen kam. Zuerst wurde ich aber abgelenkt durch ziemlich überanhängliche, durch die unvernünftigen, Futter gebenden Touristen verzogenen Nasenbären, die gleich versuchten, meine Kekse aus meinem Rucksack zu klauen. Einzelne Tiere bewegen sich mitten in den Touristenmassen, weil dort die Chance grösser ist, zu etwas Essbaren zu kommen. Viele Tiere bohren mit ihren Nasen in der Erde, um etwas Schmackhaftes zu erheischen. Auf dem Weg begegnete mir auch eine noch nie gesehene Echse, die sich an einem weggeworfenen Apfel gütlich tat.

Mein Hauptinteresse galt aber den Wasserfällen. Der Rio Iguaçu teilt sich oberhalb der Fälle in mehrere Arme mit der Folge, dass die Wassermassen fast unzähliger grösserer und kleinerer Fälle in die Tiefe dröhnen. Ich war bald unterwegs zur Garganta do Diablo, einem Steg, der einen ins Zentrum des Wassergeschehens bringt, trotz der vielen Leute eine ziemlich beeindruckende Angelegenheit.

Ich fuhr dann zurück zum Hostel, lud mein Gepäck auf den Töff. Aber ich fuhr nicht weit, denn die Grenze nach Argentinien ist nur sieben Kilometer entfernt. Wiederum der vierfache Grenzzauber mit zwei neuen Stempeln im Pass, einem abgegebenen und einem neuen TIP in der Hand. In Puerto Iguazú stieg ich im Park Hostel ab (180 Peso = 10 Fr.), allerdings ist das Dorm-Zimmer etwas muffig.

Am Abend gönnte ich mir ein argentinisches Steak, ganz gut. Aber viel von Weihnachten habe ich nicht mitbekommen, ausser dass ich am Nachmittag nach Hinterforst telefonierte, wo die ganze sturzi-Sippschaft versammelt war und sich offenbar vor allem am Familien-Neumitglied Emil, Livias und Dans Sohn, erfreuten…

Km: 93‘750 (47)

Di, 26.12.2017: Nasenbären, Riesen-Meerschweinchen und ziemlich beeindruckende Wasserfälle

Ich wollte das einigermassen gute Wetter am Morgen nutzen, um mich möglichst früh der argentinischen Version des Iguazú-Nationalparks zu widmen. Ich war mir noch unsicher, wie viel Zeit ich dafür benötigen würde, um später weitere Kilometer Schritt Richtung Süden zurückzulegen. So fuhr ich per Töff die 17 km hinaus zu diesem Naturwunder, wo ich natürlich bei weitem nicht der einzige Besucher war.

Weil gegen Mittag Regen zu erwarten war, zahlte ich nicht nur brav Eintritt zu diesem Nationalpark (500 Peso = 30 Fr.), sondern buchte gleich auch eine Tour per Schnellboot auf dem Rio Iguazú (weitere 950 Peso = gut 50 Fr.), das jeweils dreissig Personen ganz nah an die herabstürzenden Wassermassen bringen würde, natürlich erwartungsgemäss eine ziemlich feuchte Angelegenheit, aber genau dies reizte mich ja genau. Zuerst fuhren wir 5 km durch den sekundären Iguazú-Dschungel. Der atlantische Primär- oder subtropische Regenwald wurde schon vor langer Zeit gerodet wegen des wertvollen Holzes. Das gut riechende Zedernholz wurde sogar zur Parfum-Herstellung verwendet (Channel No. 5). Der Wald ist unterdessen zwar wieder recht intakt und geschützt, aber nie so hoch gewachsen wie der Dschungel Amazoniens. Bald erreichten wir das Ufer des Flusses, wo wir umstiegen in ein extrem gut motorisiertes Boot, das uns bald flussaufwärts führte. Auf einer Sandbank räkelten sich einige Capybaras an der Sonne. Sie sind mit den Meerschweinchen verwandt, erreichen aber eine Grösse von über einem Meter und leben gleichermassen gern im Wasser wie am Land. Zwischen den Zehen haben sich Schwimmhäute gebildet. Unsere Hauptabsicht galt jedoch vor allem einigen der 275 Wasserfälle dieses Flusses, die auf 2.7 Kilometer Breite bis zu achtzig Meter in die Tiefe stürzen. Eigentlich ist die Stätte ein Heiligtum der Guarani-Indianer, die unterdessen natürlich längst entweiht ist. Die Portugiesen entdeckten die Fälle schon im 16. Jahrhundert, die Geschichte hat sich auf dem ganzen Kontinent wiederholt, die ansässigen Ureinwohner wurden vertrieben, auch diese Kultur ist zu fast hundert Prozent zugrunde gegangen. Im Gewimmel der Hunderten von zahlungskräftigen Touristen sah ich einen Guarani-Mann, der mit seiner Tochter herzergreifend alte Weisen sang, allerdings kaum beachtet von den Passanten. Der schnöde Mammon hat diese Stätte längst vereinnahmt.

Natürlich, auch ich beteiligte mich an der fortschreitenden Entweihung dieses Natur-Schauspiels, und ich hatte auch noch meinen Spass daran, zumindest als wir unter schreienden Stimmen der vielen einheimischen Passagiere einigen Fällen immer näher kamen, bis uns die wilde Gischt der darniederschiessenden Wassermassen innert Zehntelssekunden vollkommen einnässte. Ja sicher, part oft the fun… Aber es war schon ziemlich beeindruckend oder gar bedrohlich, sich beinahe vollständig unter den Wasserfall zu wagen, sich dem Getöse und dem wilden Wasserstaub auszusetzen.

Nach dieser rund zweistündigen Tour wollte ich das noch immer trockene Wetter nutzen, um mit der kleinen Eisenbahn nochmals zur Garganta del Diablo zu fahren, die über einen glitschigen Metallsteg von einem Kilometer zu Fuss (oder sogar per Rollstuhl) zu erreichen ist. Als der Wind urplötzlich drehte, blies es die Gischt der gewaltigen Wasserfalls in die Höhe und nässte die Handy-Stickler (und auch mich) im Nu ein. Aber dazu kam jetzt das Wasser eines plötzlich aufgekommenen Wolkenbruchs, sodass man zuerst gar nicht wusste, von welchem Wasser man jetzt nass wird. Aber der Regen verstärkte sich im Nu, sodass ich zum zweiten Mal heute durch und durch nass wurde. Nur hatte ich diesmal nicht vorgesorgt, die Badehosen schliefen im Rucksack.

Trotz der unsäglich vielen Leute hatte ich noch nicht genug von diesem besonderen Naturschauspiel und drehte eine Runde auf dem unteren Wasserfall-Weg. Teile der Fauna scheinen sich an die Menschen gewöhnt zu haben. Ein Alligator lag unter einer Brücke und regte sich nicht, einige Riesen-Welse warteten im Wasser auf milde Gaben der Passanten. Aber vor allem die munteren, mitunter überaus frechen Nasen- oder Rüsselbären (Quatis) haben mit den Menschen überhaupt keine Berührungsängste, natürlich weil immer wieder ein Happen für sie abfällt. Ein Tier holte sich auf einem Tisch eine Colaflasche und nippte vom süssen Getränk, das natürlich schnell über den ganzen Boden verteilt war und andere Tiere anzog. Meist sieht man die putzigen Tiere (die ich erstmals in Rios Wälder gesehen habe) jedoch mit ihren Rüsseln im Boden wühlen, in der Hoffnung, auf einen Käfer, einen Wurm oder eine Larve zu stossen. Die Tiere sind in ganzen Familien unterwegs. Die Jungen ahmen ihre Eltern bei der Nahrungssuche bestens nach, tollen wie kleine Katzen auf der Erde herum und haben ihren Spass.

Ich staunte über die ganz besondere Vegetation nahe eines grossen Wasserfalls, die im Sprühnebel konstant tropfnass ist und natürlich üppig grün erscheint. Ich verbrachte einige Zeit in einem ruhigeren Abschnitt des Waldes mit dem Beobachten eines Tucans. Da hatte ich Glück, diese Tiere sollen hier nicht so häufig zu sehen sein. Und dann turnte da plötzlich ein ganzes Rudel von Kapuzineraffen, die in den Bäumen ihren Unsinn trieben. Es war trotz der Unmengen von Leuten ein durchwegs spassiger und spannender Tag, halt wieder ein Ort, den man gesehen haben muss, vor allem wenn er am Weg liegt.

Ich war natürlich viel länger unterwegs als erwartet, kehrte erst am späten Nachmittag nach Puerto Iguazú zurück und buchte mein schummrig-muffiges Zimmer mit vier Dormbetten (drei davon leer) halt noch für eine weitere Nacht.

Km: 93‘786 (36)

Mi, 27.12.2017: Dem Wolken- und Regengesiff entkommen

Auch heute Morgen regnete es leicht, als ich aufstand. „Genug der Feuchtigkeit von oben“, dachte ich. Als ich Puerto Iguazú verliess, war es stark bewölkt. Ich wusste, dass das Wetter besser werden würde, je weiter ich nach Süden fahren würde. Ich folgte dem Rio Paraná durch bewaldetes, welliges Gelände. In den Steigungen liessen sich die Lastwagen angenehm leicht überholen. Aber es hatte nicht viel Verkehr, eigenartigerweise kam mir diese (trotz der Geldmaschine Iguazú) am äussersten Rand Argentiniens gelegene Region besonders ärmlich vor. Viele Menschen leben in besseren Bretterverschlägen. Es ist überall in Südamerika augenfällig, wie riesig die Unterschiede in den Besitzverhältnissen sind. Dies fällt wohl vor allem deshalb auf, weil der Mittelstand grösser ist als zum Beispiel in Asien. Viele Menschen können sich ein Auto leisten und viel fettiges Essen – mit den bekannten Auswirkungen auf Mini- bis Riesenpölsterchen.

Tatsächlich lockerte die Bewölkung schon vor der grossen Stadt Posadas auf, dafür schien jetzt das Land zu dampfen. Das Land fühlte sich an wie ein Dampfkochtopf kurz vor der Explosion. Ich war noch früh dran, aber bereits vierhundert Kilometer gefahren und begann mich nach einem Lagerplatz umzuschauen, aber dies war unterdessen nicht mehr leicht, weil das Land intensiv mit Föhren- und Eukalyptus-Bäumen bewirtschaftet wird, und jeder dieser Wälder ist eingezäunt, oder die Zufahrten sind verriegelt. Schliesslich erreichte ich Santo Tomé an der Grenze zu Brasilien. Auf eine Hotelübernachtung hatte ich keine Lust, sodass ich beschloss, mein Glück im Finden eines Lagerplatzes in Brasilien weiter zu versuchen.

Kaum zwei Kilometer vor der Grenzstation wurde ich dann überraschend doch noch fündig. Ein überwachsener Weg führte führte auf die Höhe einer Durchfahrschneise der Strasse, und auf der anderen Seite des Walls fand ich in einem Föhrenwäldchen den perfekten Platz. Das Zelt war schnell aufgestellt, ein Becher Wein bereit, als sich der Dampfkochtopf doch noch entschloss zu explodieren. Bald ging ein heftiges Gewitter nieder, das Wasser nutzte ich für eine Naturdusche. Es war schräg, nach der Dusche fühlte ich mich schmieriger als vorher. Offenbar hatte sich der rote Staub der Luft mit dem Gewitterwasser verbunden, sodass die Luft jetzt wie reingewaschen und temperaturmässig viel angenehmer war, ich mich jedoch schmieriger denn je fühlte... Die Sonne zeichnete sich wieder einmal als kunstvolle Malerin aus und verzauberte die fernen Gewitterwolken in farbenfrohe Kunstwerke.

Ich schlief im offenen Zelt nur unter dem Moskitonetz und erfreute mich an den unzähligen Sternen, aber in der Nacht wurde ich geweckt. Fünf Minuten Regentropfen reichten, um mich aufstehen zu lassen und das Zelt-Regendach zu schliessen. Das Wasser von oben ist momentan wirklich etwas ärgerlich.

Km: 94‘237 (451)

Do, 28.12.2017: Dreiländertag

Die Sonne trocknete mein tropfnasses Zelt am Morgen bald ab. Ich genoss die frühmorgendliche Idylle in vollen Zügen, sodass ich erst vor zehn Uhr wegkam, bis zur Grenze nur vier Kilometer zu fahren hatte. Wiederum der bekannte Zauber: Auschecken aus Argentinien, TIP abgeben, dann zur brasilianischen Immigration gehen und mir einen weiteren Stempel in den Pass hauen lassen. Auch diesmal hatte der zwar nette brasilianische Zollbeamte nicht wirklich Lust zu arbeiten, denn er konnte mein Fahrzeug im System nicht finden (es wurde offenbar in Foz noch nicht nachgetragen), sodass er ein neues Formular auszufüllen hatte, rekordverdächtig unständlich. Aber schliesslich hielt ich es in den Händen und reiste zum letzten Mal in Brasilien ein.

San Borja war wohl das trostloseste Kaff, das ich auf meiner Brasilienreise besucht hatte, und zu allem Überfluss verfuhr ich mich hier auch noch. Es war schnell offensichtlich, dass ich in der tiefsten Provinz des Landes gelandet war. Quadratkilometerweit Rinderweiden und Holzplantagen, nichts wirklich Sehenswertes. Eigentlich wollte ich auf dem Weg nach Süden Uruguaiana, die nächste brasilianische Grenzstadt meiden, aber Qualität der Strasse über die angepeilte Abkürzung war derart mies, dass ich mich doch für den Umweg entschloss. Ich wollte heute unbedingt auch die zweite Grenze erreichen und erstmals nach Uruguay einreisen. Und schliesslich schaffte ich es nach ziemlich langweiliger Fahrt doch noch. Wiederum brauchte ich über eine Stunde, um all die Formalitäten zu erledigen. Vor allem beim uruguayanischen Zollbeamten war’s lustig, der den TIP von Hand ausfüllte.

Schon seit einiger Zeit hatte die Gewitterbewölkung exponentiell zugenommen, und der grosse Schauer begann natürlich genau in jenem Moment, als ich alle erforderlichen Papiere in der Hand hatte. Es war jetzt wenig motivierend, noch weiterzufahren und einen Lagerplatz zu suchen, sodass ich in Cerro San Eugenio ein Hotel suchte. Das Concordia ist zwar bestimmt nicht die erste Adresse in der Stadt und hat schon bessere Zeiten erlebt, das Zimmer ist alt und muffig, aber trocken. Ich machte am Abend einen Rundgang durch meine erste uruguayanische Stadt. Immerhin fand ich einen Bancomaten, aber der Ort hat wenig Liebliches, der mit kaum anregt, länger hier zu verweilen.

Km: 94‘557 (320)

Fr, 29.12.2017: Strommastenrinder und gefangen zwischen Zäunen

Ich sitze im verwunschenen Garten des etwas heruntergekommenen Hotels Concordia. Der Innenhof hat es in sich. Zwei mächtige Palmen stehen zentral und überragen die Anlage um viele Meter. Der dankbarste Schattenspender ist jedoch ein Avocado-Baum, an dem Dutzende von jungen Früchten hängen. Ein Kolibri hat sich auf Stillstand eingestellt und kann sich nicht entscheiden, welche der unterdessen sonnenbeschienenen Blüten er zuerst anfliegen soll. Der Boden ist belegt mit uralten Plättchen, die verbunden eine wunderbare Zeichnung ergeben. Heute ist genau sichtbar, welche Plättchen schon ersetzt worden sind, denn der Besitzer oder Handwerker hat nicht auf die kunstvolle Zeichnung der einzelnen Plättchen geachtet und sie nicht dem Bild entsprechend oder um neunzig Grad verdreht eingesetzt. Der Boden unter den Platten scheint zu leben und hat ihn in eine gewellte Plattenlandschaft verwandelt. Betonierte Mäuerchen sind einigermassen zufällig rund um die bestehenden Pflanzen gebaut, die entstandenen Hohlräume wurden mit Erde gefüllt, ein ganzes Arsenal von „Zimmerpflanzen“ wuchert daraus in die Höhe, die Blätter teilweise masslos ähnlich gross wie eine Automotorhaube. Das Wetter hat sich längst beruhigt. Es herrschen die perfekten Temperaturen in diesem Schattenparadies.

Ich war bald unterwegs Richtung Südosten und realisierte, dass ich den atlantischen Regenwald definitiv verlassen hatte. Die Landschaft gleicht wieder viel mehr den südamerikanischen Prärien und wurde je länger desto trockener. Zwei Wirtschaftszweige florieren in der Region, erstens die Holzwirtschaft, Föhren und Eukalyptus scheinen am schnellsten zu wachsen und am meisten Gewinn zu bringen. Alle Wälder sind durch Zäune unzugänglich gemacht. Ich suchte den ganzen Tag nach möglichen Lagerplätzen, wurde aber kaum fündig. Manchmal kam ich mir vor wie ein Gefangener im Zoo, eingesperrt zwischen unendlichen Zäunen und gezwungen, mich in den freien Schneisen fortzubewegen.

Zweitens durchfuhr ich riesige, immer trockener werdende, beinahe nackte Weiden. Ich weiss jetzt wenigstens, woher die uruguayanischen Rindsfilets kommen, die ich zu Hause im CC zuweilen kaufe. Die Rinder scheinen konstant auf der Suche nach Schatten zu sein. Manchmal wurde ein kleines Wäldchen stehen gelassen, wo die Tiere dicht gedrängt am Wiederkäuen sind. Immer wieder sah ich, wie sie den spärlichen Schatten unter Hochspannungsmasten nutzen. Irgendwelche elektromagnetischen Felder scheinen sie nicht zu stören, das bisschen Schatten ist ihnen lieber.

Die Fahrt nach Süden durch die immer gleichen Landschaften war keineswegs der Brüller, aber immerhin spüre ich eine Art europäischen Sommer, es ist nicht mehr so feucht-heiss. Zudem werden die Tage immer länger, je weiter ich nach Süden fahre. Die trockene Hitze machte mich müde, sodass ich einen riesigen Stausee bei Centenario anfuhr, und hier wurde ich gleich dreifach positiv überrascht: Erstens liess man mich über die Staumauer fahren, zweitens hatte ich Zugang zu einem feinen, goldgelben Sandstrand an diesem See und drittens fand ich ennet der Staumauer etwas versteckt ein kleines Hotel, wo ich mir zwei Flaschen Bier besorgte. Ich hatte also alles, was man für einen gemütlichen Spätnachmittag braucht. Warmes, allerdings ziemlich algenreiches Wasser für eine Abkühlung, zwei kalte Biere, die für Kühlung innerhalb des Körper sorgten. Gegen Abend fand ich auch eine perfekte Stelle für ein Nachtlager. Es ist wie ein Ritual, vielleicht das letzte Mal auf dieser Reise. Feuer machen, Spaghetti kochen, Sauce zubereiten, die Abendstimmung geniessen. Es war wohl der letzte ruhige Abend dieses Jahres.

Km: 94‘928 (371)

Sa, 30.12.2017: Sommerabzocke in der Hochsaison

Immer wieder versuchte ich, während meiner Reise der Hochsaison in einem Land auszuweichen. Ich hasse volle Strände, zu geschäfttüchtige Menschen, die dem Touristen möglichst viel Geld abnehmen wollen, wenn die Qualität der Dienstleistungen in den Keller sinkt. Ich bin wohl im denkbar ungünstigsten Moment an den Südstränden in Uruguay um Maldonado und Punta del Este angelangt. Aber dies liess sich halt kaum vermeiden. Zudem läuft meine Yamaha seit den Streicheleinheiten, die sie in São Paulo bekommen hat, wieder ohne das leiseste Murren, und ich bin viel besser und schneller vorwärtsgekommen als erwartet.

So fehlen jetzt nur noch gute dreihundert Kilometer bis Buenos Aires. Eigentlich wollte ich noch eine Weile den Süden Uruguays mit eben diesen halt übervölkerten Stränden geniessen, aber die Motivation dafür hält sich in Grenzen. Wohlweislich habe ich schon vorgestern wieder einmal eine Unterkunft gebucht, aber ich habe wohl schlecht gelesen. Für eine Übernachtung in einem muffigen 16-Bett-Bunker zahle ich 80 US$ - und die pro Nacht, ich dachte für zwei Nächte (dies wäre noch überrissen gewesen). Dafür ist die Anlage ganz nett gelegen, vierzig Meter vom Strand entfernt, allerdings getrennt durch eine vierspurige Strasse, die viel Verkehr nach Punta del Este bringt. Ich bin weit in den Süden vorgedrungen, die Tage sind lang, weshalb ich noch lange genug Zeit fand, mich unters Volk am Strand zu mischen, der voll ist mit Einheimischen. Fleischkloss liegt neben Fleischkloss, erinnert mich eigentlich an Rimini, nur dass hier die unzähligen, organisiert aufgestellten Sonnenschirme fehlen. Eigenartigerweise fehlen auch Strandbars oder -restaurants. Ein Bier holte ich mir an der nahen Tankstelle. Das Wasser scheint recht sauber zu sein, aber nicht mehr besonders warm, vielleicht 21 oder 22 Grad sorgen für eine wahre Abkühlung. Allerdings ist es auch sonst nicht übermässig warm.

Mit Fahrzeug ist man flexibel, weshalb ich am Abend vorbei an vielen Betonbunkern, die als Hotels oder Ferienwohnungen benutzt und jetzt fast vollständig besetzt sind, in die Stadt fuhr. Bei einem vielversprechenden Restaurant, in dem sogar Seafood angeboten wird, machte ich halt und bestellte einheimischen Brotola-Fisch mit Shrimps, ganz gut gekocht, aber natürlich sauteuer – und offenbar nicht ganz sauber. Zwei Stunden später suchte ich gleich dreimal notfallmässig das WC auf. Lange nicht mehr geschehen in dieser Weise, aber typisch, dass dies genau hier passiert.

Ich suchte später Flüge von Buenos Aires nach Europa, und auch hier ärgerte ich mich, weil die Flüge immer teurer werden. Man spürt es, ich war schon motivierter am Reisen, ein bisschen Endzeitstimmung oder Jahresendblues, was auch immer.

Dabei begann der Tag am Stausee ganz nett mit herrlich warmem Wetter. Noch einmal backte ich frisches Brot, genoss das warme Wasser des Sees gleich zweimal, entsorgte im Feuer einen Haufen herumliegenden Abfalls und fuhr erst um zehn Uhr los Richtung Süden. Es hatte wenig Verkehr. Beim 111‘111. Kilometer machte ich einen Ehrenhalt für meinen Töff. Aber ich war wenig motiviert fürs Fahren, war froh, Maldonado pünktlich um 16 Uhr erreicht zu haben.

Km: 95‘312 (384)

So, 31.12.2017: Menschen- und kontaktscheu

Es gab einmal Jahre, da konnte ich es kaum erwarten, eine Neuauflage der legendären Silvesterpartys zu organisieren. Diese Haltung steckt noch immer in mir (oder ich hoffe, einen Hauch jener Nächte wiederzuerleben), zumindest trauere ich jenen chaotischen Nächten heute etwas nach. Dieses Jahr versuchte ich wenigstens mit der Örtlichkeit, einen Hauch jener Partys zu erleben, denn von der Terrasse liess sich das Feuerwerk über der Stadt bestens verfolgen, und dies hiess, dass einige Gäste den Silvester bestimmt auch an diesem Ort feiern würden.

Aber es war dann doch etwas anders. Die Motivation, mich der saulustigen, einheimischen, wenn auch überaus netten und interessierten Gruppe mit ihren Wurstbratspielen und viel Smalltalk anzuschliessen, war schliesslich doch zu klein, sodass ich es vorzog, nochmals in die Stadt zu fahren, in der ich erneut erstaunt war über das Niveau der Läden, es gibt wohl keine Weltmarke, die hier ihr Sortiment nicht anbietet. Es ist offensichtlich der Ort der Schönen und Reichen des Landes und vielleicht auch der angrenzenden Länder. Ich stieg ab in einem äusserst belebten, konstant bis auf den letzten Platz besetzten Restaurant – der alte Trick im Auswählen des Restaurants: wenn voll, dann gut – und ass ein riesiges, ausgezeichnetes Steak. Auf dem Heimweg kaufte ich eine Flasche Wein und mischte mich im Hostel unter die Leute, ohne aber die wirkliche Party zu erleben. Das Feuerwerk begann schon einige Minuten vor Mitternacht, eine ziemlich konzeptlose Angelegenheit, einige besser betuchte Einheimische liessen ihre Kracher und Himmelsverzauberer in die Höhe steigen, wie immer ganz nett anzusehen, aber auch nicht ungefährlich, weil sich zuweilen Raketen ungeplante Wege aussuchten, eigentlich erstaunlich, dass sich bei diesem gefährlichen Hobby nicht öfters Menschen schwere Verbrennungsverletzungen holen.

Es war ein nettes „Happy New Year!“ auf der Terrasse mit einigen Umarmungen und oberflächlichen Glückwünschen fürs Neue Jahr. Es ist schon ein schräges Gefühl: Jahr für Jahr erlebt man diesen Jahresendtag, es wird einem bewusst, wieder ein Jahr älter geworden zu sein. Der Zahn der Zeit nagt. Noch fühle ich mich vital genug, um noch fast alles machen zu können wie vor Jahren, aber mich jetzt in Schale zu stürzen und an eine der vielen Neujahrspartys in der Stadt zu gehen, dazu fühlte ich mich dann doch zu müde – oder zu alt. Vielleicht fehlen die vertrauten Menschen einem besonders an solchen Tagen… Schon nach einer Stunde im Neuen Jahr ging ich zu Bett in den muffigen Bunker, und ich schlief gleich ein.

Der Silvestertag begann mit einer Überraschung, denn als ich aufstand, regnete es (!) – die Schauer scheinen mich wirklich zu verfolgen – aber bald hellte es auf, sodass ich zum Chihuahua-Strand fuhr. Weniger beeindruckt war ich von der kaum gelebten FKK-Kultur als vielmehr von der kleinen, feinen Strandhüttenbar, wo ich doch tatsächlich einen ausgezeichneten Pulpo-Salat serviert bekam. Ich fuhr später in die Stadt zum südlichsten Punkt seit acht Monaten, wo ich vor einer riesigen Uruguay-Fahne auf eine brasilianische Gruppe mit ihrem orangen VW Kombi traf, deren Anführer mir ein Bier anbot verbunden mit dem üblichen, überaus netten Smalltalk und natürlich einer ausgiebigen Fotosession.

Km: 95‘399 (87)

Mo, 01.01.2018: Verschlafenes Montevideo am Neujahrstag

Eigentlich wollte ich an den Südstränden Uruguay noch einige Tage abhängen. Dies hätte bedeutet, mich schon jetzt wieder an die europäischen Preise gewöhnen zu müssen. Zudem war es heute Morgen kühl und windig, also nicht wirklich Strandwetter, sodass ich mich schnell entschloss, diesen Touristenmoloch zu verlassen, um einen Augenschein in der Hauptstadt Montevideo zu nehmen.

Vierspurige Autobahnen sind nicht mit europäischen zu vergleichen. Immer wieder ist es möglich zu wenden. „Retorno“, heisst es dann. Meist zweigt man rechts ab, überquert dann die Doppelspur, um über eine Lücke auf die gegenüberliegende Doppelspur einzubiegen. Die Strassen führen durch kleine Käffer, in denen keinesfalls langsamer gefahren werden muss. In Uruguay fehlen sogar die heimtückischen Drempels, Verkehrsverlangsamer. Es waren nur 130 km bis Montevideo. Ich habe wohl noch nie eine verkehrsärmere Einfahrt in eine Hauptstadt eines Landes erlebt. Noch im Zentrum waren die Strassen schier leer, die Stadt scheinbar ausgestorben. Ich hörte davon schon, dass die Stadt häufig ruhig und lethargisch leer sei. Ich fuhr gleich zwei Hostels an, das eine war geschlossen, das andere wollte heute keine Gäste aufnehmen (dafür morgen…). So genoss ich die Ruhe in einem kleinen Park, traf auf ein deutsches Paar, das von ihrem Kreuzfahrtdampfer einige Stunden frei bekam. Die Stadt hat schon einen eigenartigen Groove. Ich fühle mich Europa näher denn je, sogar das Klima ist europäischer, aber das südamerikanische Element wurde dann am Hafen mit seinem überwachsenen, aufgegebenen Bahnhof sichtbar. Ich drang unter einem Zaun ins Gelände ein, fotografierte ein uraltes Weichenhäuschen, als mich drei schwarze Hunde begrüssten – offenbar wird das Häuschen heute von irgendwelchen Menschen als Gratis-Unterkunft benutzt. Ich hielt Ausschau nach einem Grimaldi-Schiff, das mich von dieser Stadt nach Hamburg bringen könnte. Aber heute hätte ich den Nerv, in Dakar auszusteigen, um mich weiteren Reiseherausforderungen zu stellen, doch nicht mehr.

Ich verliess die Hauptstadt nach kaum zwei Stunden in Richtung Colonia del Sacramento, aber so weit wollte ich gar nicht mehr fahren. Nach fünfzig Kilometer bog ich ab in ein Wäldchen, wo ich ein weiteres Mal campieren wollte. Hier manövrierte ich mich in eine dumme Situation, als mich vorne vor ein radhoher Stacheldraht und hinten ein Graben blockierte. Es blieb mir nichts anderes übrig, als per Zange den Draht zu durchtrennen, um den idyllischen Lagerplatz unter einem Tuja-Baum zu erreichen. Noch einmal kochte ich über dem Feuer, verwertete mein letztes Mehl für einen Brotteig. Es herrscht das perfekte Camping-Wetter: Es ist trocken, kühl, in der Nacht werde ich bestimmt den Schlafsack als Decke benötigen. An solche milde Abende werde ich wohl bald mit Wehmut zurückdenken…

Km: 95‘612 (213)

Di, 02.01.2018: Wenn ein Stacheldraht zu einem Spürchen Abenteuer verhilft

Nachdem ich mich gestern relativ elegant aus der Gefangenschaft zwischen Stacheldraht und Graben befreit hatte, galt es heute Morgen nach einigen friedlichen Stunden im Wald mit Brotbacken etc. möglichst unbeschadet wieder auf die Hauptstrasse zu kommen. Büsche und Stachelstauden umkurvend erreichte ich den erhöhten Zugang zum Feldweg, auf dem ich erst realisierte, dass der Vorderreifen keine Luft mehr enthielt. Da hatte also der mich gestern bremsende Stacheldraht doch ganze Arbeit geleistet.

Noch vor zwei Monaten hätte mich ein solches Missgeschick aus der Fassung gebracht oder mich zumindest fluchen lassen, aber sogar das Wechseln eines Schlauches ist unterdessen zur Routine geworden. In aller Ruhe demontierte ich das Vorderrad, untersuchte den Schlauch nach einem Loch, fand jedoch keines, der Schlauch scheint nur punktiert worden zu sein. Der Ersatzschlauch war schnell eingesetzt, das Rad wieder montiert; heute liessen sich sogar die Bremsscheiben ohne Mühe zwischen die Bremsbeläge schieben, sodass ich schon bald wieder fahrbereit war.

Es wurde mir bewusst, dass ich heute in Südamerika zum letzten Mal eine längere Strecke fahre, da wurde ich schon beinahe etwas wehmütig. Und dann fiel mir am Strassenrand eine liebevoll gestaltete Tafel, auf der für Nueva Helvetia geworben wurde. Ich war noch früh dran und wollte einmal testen, wie schweizerisch dieser Ort wirklich ist. Tatsächlich wurde diese Kleinstadt schon 1862 von schweizerischen Auswanderern gegründet, Österreicher, Deutsche und Franzosen stiessen bald dazu. Auf dem grosszügigen Zentralplatz, der gesäumt ist von Bäumen, die wohl so alt sind wie der Ort selbst, steht ein riesiges Denkmal aus Metall. Ich verband die Abbildung zuerst mit Wilhelm Tell (eine Strasse mit diesem Namen hatte ich schon gefunden), aber tatsächlich wurden zwei hart arbeitende, einer Egge vorgespannte Männer dargestellt, die mühsam die Erde umgraben. Schnell wurde ich von einem Einheimischen angesprochen, der zwar noch Schweizer Vorfahren hat, aber kein Deutsch mehr spricht. Ziemlich amüsiert war ich von den vier Kiosken, die jeweils an den Ecken des grossen Zentralplatzes stehen. Zwar sind nur noch deren zwei geöffnet. Wie herrlich schweizerisch, wie auf Bannern die Schweizer Kantonswappen abgebildet sind! Und netterweise steht in dieser Reihe auch das Elsässer „Kantonswappen“, da hat sich wohl ein französischer Staatsangehöriger zu gerne der Schweiz zugehörig gefühlt… Auf einem Schild, das jenen von schweizerischen Wanderwegen gleicht, wurde ich darauf hingewiesen, dass die Schweiz nur noch 11‘120 km entfernt ist, wohl ein untrügliches Zeichen, dass ich endlich nach Hause zurückkehren soll.

Es war jetzt nicht mehr weit bis Colonia del Sacramento, der westlichsten Stadt Uruguays, von wo ich dann per Fähre Buenos Aires erreichen werde. Zuerst war es jedoch einmal eine Herausforderung, eine günstige Unterkunft zu finden. Erst beim fünften Versuch landete ich einen Treffer. Wie immer bezog ich ein Bett im Dormitory zu einem vernünftigen Preis. Bald war ich auf einem Rundgang durch die sehenswerte Altstadt, UNESCO Weltkulturerbe seit 1995 mit den gut erhaltenen Gebäuden, von denen allerdings nur noch wenige auf das Gründungsjahr 1680 zurückgehen. Die Portugiesen wollten hier einen Brückenkopf gleich gegenüber dem spanischen Stützpunkt Buenos Aires installieren, und natürlich war die Stadt immer wieder schwer umkämpft, wurde dabei mehrfach zerstört, aber immer wieder aufgebaut.

Am Abend erhielt ich ein Mail von Dakar Motos. Allmählich wird meine Rückkehr plastisch. Am Montag, 8. Januar, wird der Töff wohl am Flughafen verpackt und nach Madrid geschickt. Ich werde möglichst bald einen Flug für mich selber buchen. Die herrlich warmen Sommertage sind gezählt, die europäische Kälte ist nicht mehr fern.

Km: 95‘755 (143)

Mi, 03.01.2018: Ein Versuch, meinen persönlichen Heimflug zu buchen

 

Ich bin hier in einem angenehmen und beschaulichen Ort gelandet, der zwar von vielen Touristen in Beschlag genommen ist, aber dies stört mich nicht mehr wirklich. Ich beschloss heute Morgen, noch zwei weitere Nächte hier zu verweilen, weil es nicht wirklich stichhaltige Gründe gibt, schon jetzt in die Multi-Grossstadt Buenos Aires  zu reisen. Zudem scheint es auch nicht nötig zu sein, bei Dakar Motos zu erscheinen. Ich habe einen Termin am Montag direkt am Flughafen, wo mein Töff für die Reise vorbereitet und wohl schon am selben Tag verschickt wird. Etwas schräg ist, dass ich nicht frei bin, was ich alles in meine Seitenkoffer packen möchte – nur Dinge, die eindeutig zum Töff gehören, wie Schuhe, Anzug, Werkzeug etc. dürfen mitgesandt werden, nicht aber Campingmaterial wie Zelt, Schlafsack, Hängematte.

Ich beschäftigte mich heute lange Zeit mit dem Suchen eines geeigneten Fluges für mich selber. Schon seit einiger Zeit ist mir bewusst, dass die Flugzeuge ab Buenos Aires Mitte Januar schon ordentlich voll sind, denn die Preise sind lästig hoch. Schliesslich fand ich eine günstige Möglichkeit für den Dienstag, 9. Januar mit einer wieder ziemlich abenteuerlichen Lösung über São Paulo – New York – Paris für 720 Fr., die Reise zieht sich aber über 50 Stunden hin… Wahrscheinlich hätte ich gebucht, wenn ich heute schon sicher wäre, dass die Umtriebe des Verschickens meines Töffs in einem Tag, dem Montag, erledigt sein würden. Zudem durchschaue ich allmählich die verschiedenen Plattformen, auf denen man Flüge buchen kann. Je mehr man auf deren Seite erscheint, desto teurer werden die Flüge. Ich fand eine Flugmöglichkeit über Santiago de Chile für unter 1200 Fr., aber da wurde meine Kreditkarte nicht akzeptiert – und kurz darauf waren die Flüge 200 Fr. teurer… - und dies war mir dann definitiv zu viel.

Ich fand bei einem Bier Zeit, Fotos der letzten zwei Wochen zu sichten, Screenshot einiger Filme von Iguazú zu machen. Dann buchte ich die Fähre nach Buenos Aires für übermorgen (60 Fr.) und schloss mich gegen Abend einer Gruppe an, um wieder einmal einige Reisegeschichten loszuwerden. Aber die Motivation dafür ist auch schon grösser gewesen, auch wenn man jeweils an meinen Lippen hängt. Schliesslich suchte ich noch das versteckte Loch im Schlauch meines Vorderpneus und fand die Mini-Punktierung tatsächlich, die mit einem Kleinflick verschlossen wurde.

Km: 95‘755 (0)

Do, 04.01.2018: Der Runde nah oder Rondom 2.0

Wieder widmete ich mich am Morgen dem Projekt, wie ich einigermassen kostengünstig nach Europa fliege. Als ich sah, dass der Direktflug irgendeiner unbekannten Airline von Santiago de Chile nach Madrid wieder beinahe zum selben Preis wie gestern abgeboten wurde, drückte ich ab: 1010 Fr., organisiert durch e-dreams.ch – und sogar die Zahlung funktionierte bestens. Am Mittwoch, 10. Januar geht’s also definitiv zurück nach Europa. Natürlich musste ich jetzt auch noch einen Flug von Buenos Aires nach Santiago organisieren, aber dies war leicht, kostete mich weitere 220 Fr. Wenn ich anfangs Februar geflogen wäre, hätte ich etwas mehr als die Hälfte für beide Flüge bezahlt. Das Timing für die Rückkehr ist rein finanziell gesehen nicht optimal. Aber es ist schon lustig: Beinahe nach einem Jahr lande ich erneut in Santiago, womit ich die Runde in Südamerika schliessen werde, sozusagen Rondom 2.0.