Es ist Sonntagabend. Unterdessen bin ich weit weg von Australien. ich blicke vom dritten Stock der Rosenberg-Klinik in Heiden über den Bodensee. Meine Reise wurde von einem unerwarteten, aber dringend nötigen Unterbruch heimgesucht. Meine Beinverletzung hat sich als schlimmer herausgestellt, als ich das erwartet und erhofft habe.
Zufällig habe ich in Broome einen Schweizer Orthopäden kennengelernt, der mir dringend eine Operation empfohlen hat, um Spätfolgen in meinem Fussgelenk zu vermeiden (Arthrose). Am Montagmittag werde ich operiert. Der Wadenknochen wird fixiert, das Syndesmose- und Innenband am Fussgelenk wird mit einer neuartigen Methode (ohne Schrauben, aber mit einem gespannten Faden und zwei Knöpfen) operiert - hoffentlich mit gutem Erfolg.
Im Oktober habe ich nach dem Heilungsprozess vor, wieder zu meinem in Australien zurückgelassenen Töff zurückzureisen, um meine Reise fortzusetzen. Dann wird es wettertechnisch ideal sein, die Westküste Australiens zu erobern. Alles hat also immer sein Gutes. Die Wahrscheinlichkeit ist auch gestiegen, meine Reise später auch noch in Südamerika fortzusetzen. Noch habe ich aber den Transport in diesen Erdteil nicht organisiert. Aber ich habe ja bald alle Zeit der Welt, mich dieser Herausforderung zu stellen.
Die Blogeinträge werden erst dann fortgesetzt. Ich freue mich über Besuche im Böl, denn einige Zeit werde ich wohl flach liegen müssen. Und vielleicht weiss mir jemand eine Arbeit, um meine jetzt höheren Ausgaben in der Schweiz etwas ausgleichen zu können...
Mi, 13.07.2016: Blog Teil 24 online
Ich hatte mir in den letzten Tagen alle Zeit der Welt genommen, Texte und Bilder zu bearbeiten, aber heute war es soweit, dass ich den vierundzwanzigsten Teil meines Blogs online stellte. Zudem schaltete ich auch ein Album auf Facebook hoch, und hier erhielt ich bald viele Mitteilungen und Anteilnahme. „Gute Besserung!“ – Dies tat zwar wohl, half aber doch nicht weiter. Ich blieb auch heute im beaches of Broome. Am Nachmittag sass ich am Swimmingpool und pflegte mein Bein etwas, las im dritten Teil Die Chroniken des Thomas Covenant.
Gegen Abend fuhr ich zum Woolworth, deckte mich mit einigen Spezialitäten ein, kaufte in einem Kleiderladen zwei kurze Hosen mit den nötigen, idealen Seitensäcken. Zu Hause begnügte ich mich mit einem grossen Salat und Brot. Es ist interessant, wie die Leute auf mich als Behinderter reagieren. Entweder wird mir ausgewichen, es wird mir geholfen beim Öffnen der Türe oder beim Tragen von Kleinigkeiten. Und natürlich ist man interessiert an immer derselben Story. Ich hing am Abend lange an meinem Handy, weil ich gespannt war auf die Reaktionen auf meinen neuen Blogteil.
Km: 45‘619, D17 (0)
Do, 14.07.2016: Etwas Reinigung am Material
Auf Facebook fragte ich nach einem Heilungbeschleuniger, in erster Linie wurde mir aber empfohlen, mir für die Heilung Zeit zu lassen. Moni empfahl ein homöopathisches Mittel, Symphytum C 200, aber wie soll ich dazu kommen, und bringt’s dann was? Ich halte mich da lieber einmal mehr an meine Selbstheilungskräfte, bewegen, so gut es geht, für Durchblutung sorgen und den Knochen mental bearbeiten.
Tatsächlich geht es mir etwas besser. Ich fühlte mich genug fit, meine Motorrad abzuspritzen, vor allem der Kühler hatte es nötig. Dann wurde der voll verstaubte Luftfilter ebenfalls mit Wasser gereinigt und zum Trocknen an die Sonne gelegt. In der Zwischenzeit gönnte ich mir ein Bad. Zaghaft versuchte ich beim Schwimmen auch mein linkes Bein zu bewegen. Es ist überhaupt sehr angenehm, raus aus der Schiene zu kommen und das Bein im erfrischenden Wasser zu kühlen. Es ist tatsächlich recht kalt, denn ich der Nacht lässt eine markante Süd-Brise die Temperatur deutlich absinken – ein Hauch von Winter ist auch hier spürbar.
Aber es war einmal mehr ein wenig Aufsehen erregender Tag. Am Abend stand ich in der Küche und kochte Nudeln mit Aubergine-Streifen, Schalotten und Knoblauch, ganz lecker. Dann leerte ich noch den Rest der Weissweinflasche, die ich noch von den Holländern bekommen hatte. Die Highlights fehlen. Ärger! Aber Geduld ist gefragt.
Km: 45‘619, D18 (0)
Fr, 15.07.2016: Reiseplan-Betrachtungen und ein erster Ausflug
Der Ort könnte definitiv schlechter sein, eine Verletzung ausheilen zu lassen. Ich bin in einem gut organisierten Backpacker’s gelandet. Ich zähle unterdessen zu den alteingesessenen Gästen. Im Hintergrund läuft angenehme Musik aus den Achtzigerjahren, die Bierbar liegt gleich hinter mir. Und doch ist es nicht der Ort, wo ich mich wirklich wohlfühle. Heute Morgen habe ich mich informiert, was in Broome und Umgebung anzuschauen wäre. Broome ist die Perlenstadt, und eine solche Perlenfarm werde ich wohl bald einmal anschauen gehen. Aber Australien ist sehr teuer, ein Flug über die Kimberleys kommt mich vierstellig zu stehen, dies will ich mir einfach nicht leisten.
So verweile ich hier im alten Dilemma. Dem Bein geht es allmählich besser, ich komme längst ohne Schmerztabletten aus, im Swimmingpool versuche ich mich in einer Art Bewegungstherapie, ich werde immer unruhiger, aber eine gute Woche werde ich wohl schon noch hier ausharren müssen. Cape Leveque mit seiner pinken Felsküste lockt, aber die zeitweilige Sandpiste hält mich noch davon ab. Unterdessen hatte ich auch nochmals Kontakt mit Samuel, der ebenfalls auf der Gibb River Road unterwegs war und Richtung Alice Springs fährt (Tanami Road?) – wäre genau mein Routing gewesen – schaaade! Überhaupt weiss ich noch nicht wirklich, ob es mich doch noch etwas weiter Richtung Süden zieht (Karijini Nationalpark), wobei dann die Great Central Road nicht mehr weit wäre. Aber bin ich schon fähig, Hunderte von Kilometern auf Gravel zu fahren? Oder bleibe ich auf der sicheren Seite und folge brav dem Northern Highway zurück nach Katherine mit dem Bungle Bungle Nationalpark auf dem Weg? Ich weiss es noch nicht, vorerst wird auf jeden Fall nochmals geschont… Und dann werde ich wohl in ein Zeitproblem schlittern, denn mein Visum läuft in drei Monaten ab, worauf ich das Land zu verlassen hätte. Ich könnte dann mit demselben Visum gleich wieder einreisen und würde weitere drei Monate bekommen.
Aber für einen ersten kleinen Ausflug fühlte ich mich heute durchaus fit genug. Es war nicht weit zu fahren bis zum Gantheaume Point (Minyirr), wunderschön an der Küste gelegen. Es war zwar ziemlich anstrengend, mit den Stöcken die 500 m bis zur Küste zurückzulegen. Verwitterte Pindan-Cliffs, eisenhaltig und extrem rot gefärbt, verlocken einen, einige Felsen zu erklimmen, und ich liess es mir nicht nehmen, wenigstens zwei dieser Felsbrocken zu erklimmen. Aber alles geht langsamer und ist sehr ermüdend, pures Training für die Oberarme. Man könnte hier Fussspuren von Dinosauriern sehen, aber dazu war ich zu Fuss zu wenig beweglich, zudem braucht man tiefste Ebbe, um etwas sehen zu können. Auf dem Rückweg versorgte ich mich mit zwei roten Cooper’s und fuhr zur Cable-Beach, fand einen guten Parkplatz auf einem abgeschliffenen Felsen ganz nahe des Meeres. Mit den Stöcken humpelte ich zum Wasser, legte die Stöcke auf einen Felsen und kroch förmlich ins Meer, das ich mir kälter vorgestellt hatte. Ich versuchte, ganz sachte zu gehen im Wasser. Das liebliche Umspülen der Gelenke schien mir förmlich gut zu tun. Ich lag nachher lange am Strand und hörte Musik. Den Sonnenuntergang genoss ich im Sunset Bar & Grill, ein sehr betriebsamer Ort mit der Einfahrt der Autos oder dem Zugang der Kamele zum Strand. Sehen und gesehen werden… Am Abend fuhr ich nochmals in die Stadt ins Café d’Amore, einer guten Pizzeria mit riesigen, ovalförmigen Pizzas. Es war ein Vorteil, alleine unterwegs zu sein, die Plätze waren restlos ausgebucht, im Salon fand ich in einem weichen Sessel noch einen Platz.
Dann hatte ich einen ausführlichen Kontakt mit Conny, die mit dem Cheforthopäden des Spital Rorschachs gesprochen hatte, der offenbar dringend eine OP mit zwei Schrauben empfiehlt, weil der Knochen schräg gebrochen ist. Es gilt jetzt herauszufinden, wie gut der Knochen unterdessen schon verheilt ist. Deshalb werde ich wohl erneut das Spital aufsuchen müssen. Zudem empfahlen mir die Ärzte in Derby ohnehin, in Broome einen Thrombose-Test machen zu lassen.
Übrigens ist es umso härter, während solchen „leeren“ Tagen weiterhin aufs Rauchen zu verzichten, aber bald habe ich die zweite Grenze erreicht, drei Wochen! Ich sollte jetzt wirklich nicht aufgeben.
Km: 45‘640, D19 (0)
Sa, 16.07.2016: Arzt- und Strandbesuch
Momentan pressiert’s überhaupt nicht am Morgen, und dann ist jede Tätigkeit ein Projekt, zuerst geht’s in den Unterhosen, bewaffnet mit Kleidern zur Dusche, wo meine Schiene entfernt wird. Das kühle Wasser tut herrlich gut, aber das Duschen ist sehr anstrengend, denn ich muss konstant auf einem Bein stehen und achtgeben, dass ich auf dem glatten Boden nicht ausrutsche. Die Shorts müssen dann vor dem Remontieren der Schiene angezogen werden, weil ich sie sonst nicht über die Schiene bringe.
Der heutige Morgen war insofern kompliziert, dass ich wieder einmal das Zimmer zu wechseln hatte. Ich stieg auf für eine Nacht – in ein Dreier-Dormitory, erst noch gratis, weil ich unterdessen als Langzeitaufenthalter gelte. Dann ging’s in die Küche: Brot toasten, Müesli vorbereiten (mit Joghurt aus dem Kühlschrank), Butter, Konfitüre und Milch mitnehmen und mich einstöckig auf die Suche nach einem sonnigen Platz machen – es war auch heute Morgen erfrischend kalt!
Nachdem all meine Sachen endlich im neuen Zimmer waren und ich die Zähne geputzt hatte (ein weiterer Gang), fuhr ich zum Spital Broome. Hier hätte ich erneut 270 A$ Eintrittsgebühr zu bezahlen gehabt, es wurde mir empfohlen, die Arztpraxis gleich neben dem Spital aufzusuchen. Ich kam exakt dort an, als man schliessen wollte (11.30 Uhr), aber ich hatte Glück, der indische Arzt wollte mich doch noch empfangen, aber er brachte keine wirklich neuen Erkenntnisse, ausser dass ich von meiner Vorgeschichte extrem Thrombose-ungefährdet bin und dass es wohl das Beste wäre, das Bein nochmals zu röntgen, um die Gewissheit zu haben, dass der Knochen zusammenwächst – und dies werde ich erst am Montag erledigen können – im Spital, womit ich die Empfangsgebühr dann doch bezahlen werde. Der Besuch beim Arzt kostete mich weitere 125 A$ und machte mir eher Angst, ich sollte das Bein keinesfalls belasten, damit der Wachstumsprozess einsetzen kann... Ich bin ja mal gespannt, was mir meine Krankenkasse vergüten wird. Wird mein hoher Selbstbehalt auch für Unfälle gelten?
Also werde ich am Montag Klarheit darüber erhalten, ob eine Heilung eingesetzt hat – oder ob eine Operation unumgänglich ist. Dies würde meine Reiseplanung beeinflussen, denn eine OP wird nur in Perth, 2200 km entfernt, gemacht…
Auf dem Rückweg machte ich halt beim Woolworth und fuhr dann an denselben Ort an der Cable-Beach. Trotz der ärztlichen Bedenken liess ich mir ein erneutes Bad im Meer nicht nehmen. Wiederum hörte ich lange Zeit Musik, genoss die Stimmung am Meer und freute mich an einigen Stock-Aufnahmen mit meiner Kamera.
Am Abend gab es ein gutes Stück australisches Rindfleisch mit Salat. Die Zeit fliesst, die Tage vergehen gleichförmig, wieder einmal wurde ich aktivitätsgebremst. Am Montag weiss ich wieder etwas mehr.
Km: 45‘671, D20 (0)
So, 17.07.2016: Mini-Landschaftsbilder
Der Morgen lief ab wie immer, nur dass ich auch heute nochmals das Zimmer wechseln musste, jetzt bin ich in einem 4-er-Dorm. Ich fuhr um die Mittagszeit nochmals zum Gautheaume Point, diesmal aber auf ziemlich sandiger Piste etwas weiter bis zur Reddell Beach, einem fast menschenleeren Strand, der für mich gar nicht so leicht erreichbar war, weil ein kleines, rotfarbenes Sandsteincliff heruntergeklettert werden musste. Der weite Strand ist begrenzt durch rote Pindan-Klippen, der Strand hat deshalb eine leicht rötliche Färbung erhalten und ist übersät mit wunderlich geformten und gefärbten Felsstücken.
Lange Zeit las ich, gab meinem Bein etwas Kühlung mit einem Gang ins kühle Wasser, wiederum hüpfend, kriechend recht abenteuerlich erreicht. Als sich gegen Abend die Felsbrocken scheinbar in glühende Lavabrocken zu verwandeln schienen, erkannte ich in ihnen veritable Schluchten und verwunschene Landschaften. Eine ganze Zeitlang war ich auf der Suche nach Viewpoints, um die Landschaften derartig ins Licht zu setzen, dass sie wirklich wie gewaltige Brocken durchzogen mit zerfurchten Tälern aussahen. Tatsächlich entstanden einige ganz lustige Bilder.
Nach dem Sonnenuntergang kraxelte ich den steilen Abhang wieder hoch, erlebte aber eine unliebsame Überraschung, mein alter, zerschundener, zerkratzter Helm war verschwunden und war wohl für jemanden noch genug attraktiv, ihn ungefragt mitzunehmen. Momentan befinde ich mich wirklich nicht in der glücklichsten Phase meiner Reise. Wenigstens wurde ich auf der Rückfahrt von der Polizei helmlos nicht aufgehalten. So muss ich morgen in Broome für einen neuen Helm sorgen. Ist tatsächlich kein Riesenverlust, aber doch ärgerlich. Eigentlich ist es gar ohnehin an der Zeit, einen neuen zu kaufen.
Am Abend kochte ich Nudeln mit Auberginen, ass Roast Beef dazu, ausgezeichnet. Dem Bein scheint es besser zu gehen, ich bin zuversichtlich für morgen!
Km: 45‘692, D21 (0)
Mo, 18.07.2016: Die Würfel fallen nicht in meinem Sinne…
Gleich drei unerklärliche Phänomene beschäftigten mich heute. Erstens war da die bereits einmal beschriebene Eingebung, die ich schon in Asien hatte und mit einem Beinbruch zu tun hatte, den ich hier vielleicht erleiden würde (was dann erstaunlicherweise eingetroffen ist). Zweitens stellte ich mir immer wieder vor und wollte dies um jeden Preis schaffen, Australien zu erreichen. Aber mit der Ankunft schien meine Reiseplanung irgendwie wie beendet zu sein. Ich plante bis Darwin, das ich erst unter grossen Mühen erreichte, aber dass Australien per Töff durchaus auch eine Reise wert ist, war mir lange Zeit nur am Rand bewusst. Australien war also eigentlich von Anfang an ausgeblendet und nicht im Plan, Australien also mental gleichsam nicht abgesichert…
Und jetzt scheine ich schon nach einem Monat definitiv gebremst zu werden. Denn drittens hat mich heute Morgen das dritte Phänomen heimgesucht. Schon gestern Abend ist mir während des Nachtessens eine junge Bilderbuchfamilie aufgefallen, Schweizerdeutsch sprechend, aber ich suchte den Kontakt nicht, obwohl ich die eigenartige Eingebung hatte, dies könnte ja ein Arzt oder sogar Orthopäde sein, der hier in den Ferien weilt und mir zu etwas Wichtigem raten könnte.
Ich erwachte schon früh, weil ich mich möglichst bald im Spital einfinden wollte für die neuen Röntgenaufnahmen. Es wurde mir sogar die Spital-Eintrittsgebühr erlassen, weil ich nur zum Röntgen hier war und die Besprechung der Bilder bei einem Arzt im nahen Medical Center machen würde. Die Bilder waren schnell gemacht und zeigten auch für mich wenig Erfreuliches. Der gespaltete Knochen scheint noch mehr verschoben zu sein, eine Heilung ist kaum sichtbar. Ich informierte Conny mittels Mail über die neuen Bilder, die sich bald auf den Weg nach Rorschach machte, um mit dem Cheforthopäden zu sprechen. Genau um acht Uhr Schweizer Zeit rief ich zum ersten Mal meine Krankenkasse an, weil ich wissen wollte, was meine Reiseversicherung wert ist, die ich noch kurz vor meiner Abreise 2015 in aller Hetze abgeschlossen hatte. Dieses Gespräch bekam der junge Bilderbuchfamilienvater von gestern mit, und er sprach mich an. Er s e i Orthopäde und habe auch in Rorschach gearbeitet. Ist dies alles Zufall oder Bestimmung? Ist das nicht der blanke Wahnsinn? Beginne ich hellseherische Fähigkeiten zu entwickeln?! Gerne liess ich all meine gesammelten Röntgenbilder von diesem Fachmann prüfen, er nahm auch einen Augenschein auf meinen Fuss, und seine Diagnose war zerschmetternd (aber nicht ganz unerwartet). Offenbar war der Schienbeinbruch nur die letzte Auswirkung des wohl tonnenschweren Aufpralls des Seitenkoffers und Motorrades auf mein Fussgelenk (ist ja auf dem Unfallfoto auch deutlich sichtbar), in dem wohl auch sämtliche Bänder gerissen sind und das wohl deshalb auch immer noch sehr geschwollen ist. Dieser Adrian Schneider, Schweizer Orthopäde und bald in Melboure arbeitstätig, empfahl mir dringend, mein Bein operieren zu lassen. Eine Platte, zwei Schrauben, acht Wochen out und flachliegend! Die exakt gleiche Diagnose erhielt ich wenig später vom Rorschacher Arzt. Ich sehe es positiv: Zwar ist die Verletzung ärgerlich, aber es hätte weit schlimmer kommen, an einem noch viel unzugänglicheren Ort passieren können. Zudem habe ich genau jetzt die richtigen Leute um mich herum gehabt (danke Conny!) mit den richtigen Ratschlägen. Ohne sie wäre ich wohl am Samstag wieder losgezogen, mit geschientem Bein und mit unabsehbaren Folgen, denn die Beschwerden hätten nach sechs Wochen bestimmt nicht nachgelassen. Nach Adrian hätte eine frühe Arthrose die Folge sein können, er meinte nur pragmatisch, wenn man dies nicht operiere, wäre es ein medizinischer Kunstfehler…
Womit die Würfel wohl gefallen sind. Ich werde mein Bein operieren lassen müssen, warte jetzt noch den morgigen Termin beim Arzt in Broome ab, der mir wohl nicht viel anderes erzählen wird. Es stellt sich jetzt die Frage, wo ich diese Operation durchführen werde. Dies wird in Broome nicht möglich sein, ich werde dafür 2000 km nach Perth fliegen müssen. Es graut mir aber, dort während acht Wochen inaktiv und ohne Kontakte den australischen Winter erleben zu müssen, deshalb ziehe ich echt in Betracht, kurzerhand nach Hause zu fliegen und dort mein Bein flicken zu lassen. Deshalb rief ich auch nochmals bei der Assura und dem Mondia-Notfallzentrum an, wo man extrem kooperativ war und wohl den Heimflug übernehmen würde. Der Unfall wird mich aber doch ziemlich teuer zu stehen kommen, denn meine hohe Krankenkasse-Franchise bestraft mich jetzt zum ersten Mal, die leider auch für Unfallverletzungen zählt. Aber eine OP wird diesen Betrag um ein Mehrfaches überschreiten.
Natürlich ist der Bescheid ein harter Schlag für meine weitere Reise, die jetzt wohl für eine Weile unterbrochen wird. Aber schon stelle ich mir vor, sie im Oktober/November fortzusetzen – in den genussreicheren australischen Sommer zu kommen, und dann natürlich weiter nach Südamerika zu reisen, um die Erdumrundung zu vollenden. Es gibt wohl nicht wenige Leute, die sich über eine Rückkehr freuen, nicht zuletzt meine Eltern an, denen ich telefonierte und die bereits Wind von meinem Unfall bekommen hatten.
Meine Reise scheint also hier in Broome ihr abruptes (vorübergehendes) Ende zu finden, aber mein Töff wird hier drei Monate Ferien kriegen, um mit mir dann auch noch den zweiten Teil durchzustehen.
Ein älteres australisches Ehepaar, mit denen ich schon die ganze Woche in Kontakt war, lud mich am Abend zu einem Spaghetti-Essen ein, mit Adrian trank ich danach noch ein Bier. Aber mein Ärger hält sich erstaunlicherweise in Grenzen, alles scheint seinen Sinn zu haben, und dies ist das Spannende am Leben, von einem Tag auf den andern kann sich eine Situation oder ein Plan grundlegend verändern. Ich bin gespannt, wie viel ich morgen von den jetzt gemachten, neuen Plänen auch wirklich umzusetzen gedenke.
Und noch etwas: Der gestern gestohlene Helm scheint ebenfalls seine eigenartige Bedeutung zu bekommen, wohl ein Wink, momentan nicht mehr weiterzufahren, zumal ich heute auf der Suche nach einem Ersatzhelm wenig erfolgreich blieb… Keine Angst, ich beginne nicht zu spinnen, aber momentan scheinen einige knallharte Fakten von unerklärlichen Vorgängen beeinflusst zu werden. Ziemlich spannend!
Km: 45‘711, D22 (0, aber sehr gefährdet)
Di, 19.07.2016: Aus einem gewissen Hauch von Vorfreude wird grosser Ärger
Eigentlich war ich heute guten Mutes und sogar ein bisschen erfüllt mit Vorfreude, überraschend nach Hause zu fliegen. Aber die Sache mit der Assura-Versicherung und meinem Mondia-Zusatz war noch nicht geklärt. Von der SOS-Organisation hatte ich schon in der Nacht ein Mail bekommen, die einen ärztlichen Attest verlangten. Den bekam ich am Morgen, als ich um 09.15 Uhr nochmals die Medical Clinic aufsuchte, wo ein Arzt meine gestern gemachten Röntgenbilder beurteilte. Aber eigentlich teilte ich dem Arzt mit, was ich hören wollte, und dies bestätigte er gerne in einem Medical Certficate, das im Nu verfasst war und sich im Befund deckte, der mir gestern schon mein Schweizer Orthopäde Adrian Schneider mitgeteilt hatte, der sich unterdessen bereits mit einem Fusschirurgen von Orthopädie am Rosenberg St.Gallen in Verbindung gesetzt hatte, wo ich so schnell wie möglich anrufen sollte. Ich schilderte meine Situation und drängte auf eine möglichst baldige Operation, ein Termin wurde aber noch nicht abgemacht, weil ich noch immer keinen Bescheid der Versicherung hatte und ich deshalb nicht wusste, wann ich dann wirklich fliegen würde. Wegen der Zeitverschiebung (+6 h) wusste ich allerdings, dass ich mich etwas gedulden musste. So wollte ich nochmals einen Ausflug zur Reddell-Beach machen, die heute noch menschenleerer als vorgestern war. Wiederum faszinierten mich die pink-gelb-orange-roten-grün-gräulichen Mini-Landschaften. Zudem hatte ich WhatApp-Dauerkontakt mit den weiblichen Mitgliedern der Zoller-Familie, die sich unheimlich freuen, dass ich nach Hause komme und von denen ich wohl auch am Flughafen abgeholt werde. Ich verbrachte einen wunderbar friedlichen Nachmittag an diesem schönen Strand, fuhr nach Sonnenuntergang zurück zum Hostel, wo just der Bescheid der Versicherungen eintraf.
Und der war niederschmetternd! Offenbar hatte ich das Kleingedruckte im Vertrag der Mondia-Versicherung vor meiner Abreise zu wenig genau gelesen, schon am Morgen bei einem Telefon wunderte ich mich, warum ich gefragt wurde, wie lange ich schon unterwegs sei – 14 Monate! Dies war die gestellte Falle der Assura, denn die Mondia deckt nur Unfälle für Reisen, die höchstens 45 Tage dauern. Die Kostengutsprache wurde vollumfänglich abgelehnt, wobei ich vielleicht noch etwas auf Kulanz hoffen darf. Ein Heimflug wird definitiv nicht bezahlt. Aber dann war da ja noch die Rega, der ich jedes Jahr 30 Fr. Gönnerbeitrag leiste. Ich war schnell verbunden, aber hier hiess es, dass ich für 2016 nicht einbezahlt hatte, worauf ich Mäsi in den Böl anrief, ob er keine 30 Fr. überwiesen habe. Ich weiss, dass wir anfangs Jahr darüber gesprochen hatten und ich eigentlich davon ausging, dass ich Mäsi den Auftrag zum Bezahlen gegeben habe, aber dies lässt sich jetzt nicht mehr genau eruieren. Tatsache ist, dass mir die Rega insofern entgegengekommen wäre, dass ich 50% eines Heimtransportes selber hätte finanzieren müssen, zu den Bedingungen der Rega – Flug per Business-Class, auf die ich ja eigentlich gehofft hatte, aber natürlich nur dann, wenn die Versicherung bezahlt. So war der Entschluss schnell gefasst, auf die Hilfe der Rega zu verzichten. Und jetzt musste ich ohnehin nach Hause, denn eine Operation zahlt mir meine Unfallversicherung nur, wenn ich in der Schweiz bin (und wohl auch angemeldet bin). In wenigen Minuten hatte ich einen Heimflug organisiert – und zwar schon für morgen Abend für weniger als 1000 Sfr. (das deutlich teuerste ist der inneraustralische Abschnitt nach Perth). Ich hatte Glück, fliege per Quantas nach Perth und vor dort mit Qatar Airlines über Doha nach Zürich. Am Donnerstag erreiche ich Zürich bereits um 13.20 Uhr! Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich mich mit dieser 24-stündigen Reise einem gewissen Thrombose-Risiko aussetze, eine Medikation wird also dringend notwendig sein.
Aber jetzt wusste ich, wann ich hier wegkomme und rief nochmals dem Arzt im Silberturm St.Gallen an und bekam einen Termin für Donnerstag, 16.00 Uhr. Es könnte also tatsächlich sein, dass ich noch diese Woche bereits am Freitag operiert werde! Womit die anstehenden Fragen geklärt sind und ich unglaublicherweise schon diese Woche wieder einmal in der Schweiz sein werde. Da werde ich viele Leute einigermassen überraschen. Klar ist für mich aber auch, dass diese Heimreise nur ein weiterer, diesmal etwas längerer Unterbruch meiner Reise sein wird. Es ist meine Absicht, schon im Oktober wieder in Broome zu sein und dann Westaustralien auch wirklich perfekt geniessen zu können, weil das Klima dann Richtung Sommer geht und ich die unangenehme winterliche Kälte verpassen werde. Alles hat also immer sein Gutes! Aber ich werde ich wohl nicht einfach nur nochmals nach Australien reisen. Ich werde versuchen, die Reise in Südamerika fortzusetzen und werde jetzt zu Hause genug Zeit haben, einen zahlbaren Transport für meinen Töff zu organisieren.
Nach einem beruhigenden Bier begann ich meine Sachen etwas zu ordnen. Ich bin froh, dass ich jetzt weiss, wie’s weitergeht, und nur zu Hause lässt sich diese Zeit der Heilung einigermassen vernünftig aushalten…
Km: 45‘745, D23 (0)
Mi, 20.07.2016: Abflug nach Hause!
Ich erwachte für einmal recht früh, tatsächlich zeichnete sich eine gewisse Nervosität ab, denn es war einiges zu tun, bis ich bereit sein sollte für die Heimreise. Noch vor dem Frühstück widmete ich mich der Frage, wo mein Töff die Zeit verbringen sollte, bis ich wieder nach Australien zurückkehre. Mein Hostel zeigte sich erstaunlich unflexibel und wollte für die Sicherheit des Töffs nicht garantieren, lehnte es also ab, ihn am eigentlich idealen, abschliessbaren Platz der Werkstatt zu parkieren. So griff ich zurück auf Bills Angebot, des älteren Herrn, der sich mit seiner Frau seit Tagen immer wieder um mich gekümmert hatte. Er fuhr mit seinem Roller für einige Zeit weg und kam mit positivem Bescheid wieder. In dieser Zeit befand ich mich auf der Suche nach einer Apotheke, in der ich das Thrombosen-Mittel für die drei Flüge beschaffen konnte. Ich hatte Glück, dass mir eine andere Kundin zeigen konnte, wie man die kleinen Spritzen verwendet, um die klare Flüssigkeit in meinen Blutkreislauf zu bringen. Ich bekam unsinnigerweise eine Doppelpackung, werde aber nicht einmal die Hälfte einer Packung nutzen können, bis ich am Donnerstag Dr. Maier in St.Gallen besuche. 104.50 A$ - auch dies werde ich wohl selber berappen müssen…
Nach dem Frühstück begann ich, mein Material zu organisieren, gar nicht so einfach zu entscheiden, was in Australien bleibt und was nach Hause kommt. Jetzt ist es doch schade, habe ich mich auf den Solomon Islands oder in PNG nicht mit einigen Souvenirs eingedeckt. Immerhin kommen jetzt die gesammelten Landkarten fast der ganzen Reise (ab Istanbul) nach Hause, ebenfalls die defekte Kamera, die dann hoffentlich in der Schweiz repariert werden kann. Vor allem aber wurden meine Seitenkoffer mit den Sachen vollgestopft, die ich für meine weitere Australien- und anschliessende Südamerika-Reise benötige. Um die Mittagszeit war ich endlich fertig mit dem Reorganisieren, und Bill fuhr mich ins Zentrum der Stadt zu einer Bude namens Clark Rubber (broome@clarkrubber.com.au, 1/97 Guy Street, Tel. 08 9192 1933), wo der Töff in einer Lagerhalle stehen wird. David Hart war sehr nett und möchte nach typisch australischer Art mit einem Kasten Bier entlöhnt werden (Hahn Dry), wenn ich die Maschine dann wieder abhole.
Nach all der getanen Arbeit belohnte ich mich mit einem Corona, verköstigte mich dann mit dem Schweizer Sandro per Vesper-Plättchen mit Salami, Käse, Gemüse und Olivenbrot. Sandro kennt Australien sehr gut und ist einer jener Touristen, die sich die ultrateuren Touren leisten können. Er war eben zwei Tage auf Cape Leveque für 800 A$! Es erstaunt mich nicht sehr, dass es in diesem Backpacker’s recht viele Langzeitaufenthalter gibt, die wohl versuchen, möglichst viel in Broome zu erleben. Mich schaudert’s, organisiert reisen zu müssen und auf die unendliche Freiheit verzichten zu müssen. Normalerweise würde ich wohl kaum länger als zwei Nächte an einem solchen Ort verweilen, aber diesmal wurde mir die Ruhe quasi auferlegt! Und der Ort war ja keineswegs übel, aber für mich halt viel zu wenig erlebnisreich.
Ich unternahm am Nachmittag nicht viel, nahm nach einem kühlen Bad im Swimmingpool nochmals eine Dusche. Kurz vor fünf Uhr fuhr ich per Shuttle-Bus zum Flughafen (11 A$). Ich erhielt hier gleich eine Sonderbehandlung, hatte meinen Arztattest vorzuzeigen, sodass mir die bestmöglichen Plätze für alle drei Flüge reserviert werden konnten. Über alle Massen kontrolliert wurde ich bei der Durchleuchtungsstation, denn natürlich hat es in meiner Schiene Metall – ich wunderte mich, dass ich sie nicht auch noch auszuziehen hatte (was eigentlich gut möglich wäre), aber schliesslich liess man mich dann doch passieren.
Jetzt sitze ich bereits im Flugzeug, die Boeing 711-200 der Quantas hob pünktlich ab, ich habe einen Gang-Sitz und fühle mich wohl. Zwar kann ich das Bein nicht hochlagern, aber immerhin regelmässig bewegen. Es wäre mir aber gleichwohl schon recht, wenn die Flüge schon überstanden wären.
Perth empfing mich in englischer Manier mit grau-kühlen Regenschauern, 12°C! Was für ein Gefühl, im strömenden Regen die glitschige Zustiegstreppe mit Stöcken hinunterzusteigen. Die Leute sind geduldig und lassen sich von meiner langsamen Gehgeschwindigkeit überhaupt nicht stressen. Aber es war anstrengend, durch den Terminal zu hüpfen auf der Suche nach der Verbindung zum International Airport. Schliesslich brachte mich ein Shuttle-Bus innert nützlicher Frist zum gewünschten Ort. Ich war keinesfalls zu früh und war froh, speditiv durch die Zollkontrolle zu kommen. Pass selber einscannen – fertig, nicht mal einen Ausreisestempel gab’s. Wiederum wurde ich bei der Stelle für Sicherheit ziemlich gefilzt, offenbar macht man sich als Behinderter verdächtig. Die Stöcke und meine Schiene wurden gleich mehrfach geprüft. Vor den Boarding setzte ich mir noch die zweite Minispritze in eine meiner kleinen Bauchfalten – ein kleines Brennen, und sonst problemlos. Zu meinem Missfallen war das Flugzeug erneut zum Bersten gefüllt. Ich hatte wieder einen Gangplatz, aber diesmal war der Gang auf der falschen Seite. Die Flight Attendants realisierten meine (etwas übertrieben gespielte) Not sofort. Nach dem Start durfte ich die allerhintersten zwei Plätze einnehmen, womit das Hochlagern der Beine möglich wurde, auch wenn ich in den Sitzen einige Turnübungen machen musste, um mich bequem hinzulegen. Immerhin fand ich zwei valable Positionen.
Und noch etwas: Es ist angenehm, vor und nach Flügen die Geissel des Rauchens abgelegt zu haben. Keinen Moment war ich auf der Suche nach einer Raucherecke. Es geht eigentlich ganz gut ohne Rauchen, meine Kaugummi-Methode bewährt sich, bald bin ich einen Monat rauchfrei, ging leichter, als ich erwartet hatte, denn in den letzten Wochen vor dem Stopp rauchte ich wirklich sehr viel!
Km: 45‘775, D24 (0)
Do, 21.07.2016: Heimflug, Empfangskomitee und Arztbesuch
Den elfstündigen Flug überstand ich tatsächlich über Erwarten gut. Ich schätze einmal mehr mein Talent, in allen Positionen und Umständen schlafen zu können. Ich erreichte Doha um halb sechs Uhr Ortszeit. Der Flughafen ist gegenüber vor acht Jahren nicht mehr wiederzuerkennen, um ein Vielfaches gewachsen. Spannende Erinnerung: Damals besuchte ich einen Monat lang quasi auf der Heimreise von Asien Qatar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und Yemen, vor allem letzteres ein Reise-Highlight erster Güte!
Diesmal wurde ich anderweitig sehr nett behandelt. Per Rollstuhl wurde ich in den Terminal und dann mit einem Elektromobil zur Transferstelle gefahren. Die zweihundert Meter Schlange vor der Handgepäcksprüfung blieb mir so erspart. Ich spazierte durch die vielen Duty-free-Läden, kaufte einen Whisky, packte ein kleines Wägelchen, worauf ich Gepäck und Stöcke versorgte. Es war ein lustiges und schnelles Fortbewegen mit dem Bauch auf der Lenkstange balancierend – und es war weiter als erwartet, aber ich hatte keinen Nerv mehr, auf ein weiteres Elektromobil zu warten.
Jetzt sitze vor dem Gate D24 und warte auf den letzten Flug. Um 08.15 Uhr begebe ich mich auf die letzte Etappe…, die sich als die anstrengendste herausstellte. Ich hatte zwar gleich drei Sitze für mich alleine, wusste aber irgendwann gleichwohl nicht mehr, welche Sitz- oder Liegevariante bequem war.
Schon um eins Uhr erreichte ich Zürich, ich amüsierte mich über eine grosse Gruppe von Qatar-Touristen, die schon aus dem Flugzeug per Handy den Anflug mehrfach fotografierten. Verständlich, dass das viele Grün für Wüstenmenschen eindrucksvoll sein muss. Auch in Zürich wurde ich bestens bedient und auf verschlungenen Strassen und Unterführungen zum Terminal 1 gefahren. Wiederum hatte ich nirgends anzustehen, auch nicht an der Passkontrolle. Mein Gepäck stand auch schon bereit. Per Wägelchen raste ich quasi wie ein Kickboardfahrer am Zoll vorbei und wurde von den lachenden Zollers empfangen. Überaus herzliche Begrüssung! Die Freude über das Wiedersehen war gross, der Abend mit Bratwurst, Schüblig, Bier und Whisky vorprogrammiert… Erst um zwei Uhr ging’s zu Bett – in Australien ist es schon acht Uhr morgens… Die Schweiz hat mich wieder, schneller als vermutet…
Km: 45‘775, D25 (0)
Fr – So, 22. – 24.07.2016: Schweiz- und Kollegengenuss sowie Einrücken in Heiden
Natürlich war es nicht überraschend, dass sich meine Ankunft in der Schweiz wie ein Lauffeuer verbreitete. Am Freitag suchte ich nochmals den Silberturm in St.Gallen für ein MRI auf. Ich war etwas zu früh, wollte noch ein Brötchen in der alt-ehrwürdigen Bäckerei Zimmermann in St.Fiden kaufen. Das Beschauliche-Konservative in dieser alten Café-Gaststube mit einigen älteren Gästen war einfach zu köstlich. Der Duft des Käsefladens stieg mir in die Nase, und ich bestellte ein Stück. „Wönd Sie noch Salooot däzue?“ – in spitzigstem St.Galler Dialekt amüsierte mich noch viel mehr. Das leicht Engstirnige, gleichzeitig Friedliche und so herrlich Seriöse ist aber Teil meiner Heimat und sog ich förmlich ein.
Überaus zufrieden fuhr ich die paar Meter zum Silberturm, die MRI-Aufnahmen waren schnell gemacht. Dann besuchte ich mit Himbeertörtchen meine Eltern in St.Georgen. Überaus spassig wurde die Nacht bei Guido, denn mit Nök, Schili, Paul und Mäsi waren schnell einige Jasskumpanen gefunden – und wir jassten durch, bis es hell war…
Der Samstag wurde deshalb etwas kürzer, der abendliche Besuch des Meisterschaftsstarts des FCSG (0:2 gegen YB) war aber eher frustrierend (so ist mein Heimclub ein Abstiegskandidat…). Wesentlich spassiger war das Zusammentreffen mit einigen Bekannten und dessen verwunderten Blicken vor dem Stadion. Der Ausgang im Freihof Gossau war dann noch erspriesslicher, Conny und Cecile hatten wir eigens dafür in Oberbüren abgeholt, die zwei scheinen meine Rückkehr besonders zu geniessen.
Jetzt sitze ich auf der Terrasse der Rosenberg-Klinik in Heiden und schaue über den Bodensee, der im Abendlicht silbern leuchtet. Mäsi hat mich am Mittag hier hochgefahren. Ich schaue in den Garten zweier Einfamilienhäuser, eine Frau jätet in ihrem Garten, drei ältere Herren sitzen auf der Terrasse, grillieren, jassen. Friedliche Schweiz, deren Beschaulichkeit hat mich wieder. Ich warte auf die morgige Operation, die wohl um elf Uhr beginnt. Dr. Maier war eben auf Visite, er wird mein Syndesmose-Band mit einer neuartigen Methode mit einem gespannten Faden und zwei befestigten Knöpfen reparieren, ebenso wurde kürzlich Dario Colognas Fussgelenk operiert. Dadurch wird mir eine zweite Operation erspart bleiben, und ich kann schon in zwei Wochen mit den ersten Physiotherapie-Übungen beginnen – wodurch ich vermutlich tatsächlich schon wieder früher fit bin als zuerst vermutet…
Damit unterbreche ich die Dokumentation meiner Reise für die Zeit, während der ich in der Schweiz bin. Herzlichen Dank für das Lesen meines wohl manchmal etwas zu ausführlichen Geschreibsels.
Es wird eine Fortsetzung geben - sobald ich wieder in Australien bin. Ich freue mich schon jetzt auf die neuen Abenteuer....
Eigentlich sollte dieser Teil des Blogs schon vor der OP aufgeschaltet sein, aber Internetprobleme in Heiden verhinderten dies! Jetzt ist die OP schon passé. Alles gut gegangen. Ich habe noch etwas Schmerzen, aber der Eingriff ist ja noch keine 24 h her! Heute Nachmittag beginnt die Physio...
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Regula Simon (Samstag, 30 Juli 2016 14:15)
was – immer noch keine kommentare hier? lieber urs, ich wusste, du würdest es fertigbringen, trotz oder gerade wegen deines gebrochenen beines wieder ganz viel spannendes zu berichten. schade, dass das jetzt für eine weile der letzte blog war. wer weiss, vielleicht schaff ich's mal auf einen besuch ins böl. a propos job suchen: ich bin überzeugt, du kriegst dutzende angeboten, wenn du hier und dort die bemerkung fallen lässt, dass du z.b. vertretungen machen würdest. von wann bis wann würdest du denn arbeiten können?
jetzt aber erst mal gute besserung! hab grad heute morgen wieder deinen vater von weitem aus dem wasser steigen sehen, die beiden freuen sich bestimmt (nach dem ersten schock), dich wieder mal in der nähe zu haben.
liebe grüsse
regula
Trudy (Sonntag, 31 Juli 2016 06:57)
Oh jeh, wie bedauerlich! Ganz gute Besserung und Heilung!
Das update meiner Verlinkung funktioniert offenbar nicht mehr, deswegen erfahre ich erst heute vom abrupten Ende deiner spannenden Reise.
Schön zu lesen, dass du bereits wieder Pläne schmiedest! Gut so.
Alles Gute wünscht
Trudy