Teil 21: Timor Leste (Osttimor)

Teil 21 dieses Blogs ist bestimmt nicht der interessanteste, denn die letzten Wochen standen vor allem im Zeichen, meinen Töff möglichst bald verschiffen zu können. Nicht unerwartet dauerte die ganze Prozedur länger als erhofft, und noch ist er nicht in Darwin.

 

Ich fand Zeit, auch Osttimor noch etwas zu erkunden. Und 250 km vor dem Endziel passierte es dann doch noch: Vermeintlich unrettbare Panne, die mich zwang, meinen Töff auf einem Landcruiser nach Dili, der Hauptstadt Osttimors, zurückzutransportieren.

 

Jetzt befinde ich mich in Denpasar/Bali. In zehn Stunden geht es weiter nach Papua, in ein Land, das unmöglich per Töff zu bereisen ist, weil es kaum Strassen hat, aber wohl einige neue Abenteuer in sich birgt. Ich muss mindestens bis am 10. Mai warten, bis mein Töff in Darwin sein wird. Hoffentlich ist er auch sauber genug geputzt, dass ich dann bald mit dem Australien-Abenteuer beginnen kann.

Do, 31.03.2016: Ein Fahrtag auf Timor

Ich war glücklich, dass es am Morgen beinahe wolkenlos war, mein Töfftrip in Asien neigt sich definitiv dem Ende entgegen. Um acht Uhr ging es los Richtung Osten. Ich hatte mich entschlossen, den Trip nach Dili in zwei Etappen zu unterteilen. Atambua nahe der Grenze zu Osttimor war das Ziel, eigentlich eine wenig erbauliche, typisch indonesische Kleinstadt im Middle of Nowhere. Ich fand hier recht schnell ein einfaches Hotel. Im Paradiso bewohne ich ein dunkles Zimmer für 120‘000 IDR. Ich kam hier schon am frühen Nachmittag an, denn die Strasse war gut ausgebaut und weniger kurvenreich, als ich erwartet hatte.

Ich durchstreifte viele kleine, ärmliche Dörfer,  man betreibt Landwirtschaft, erntet Früchte, Gemüse oder Reis. Je östlicher ich reiste, desto bewaldeter wurde die Region. Es wurde hier oben nur unmerklich kühler. Nochmals hatte ich eine Fotosession zu erdulden. Während einer Fahrpause hielt ein Jeepfahrer an und hatte sofort den Narren an mir gefressen – er sei eben auch ein Abenteurer… Zwei bange Momente überstand ich problemlos, als ich auf der eigentlich guten Strasse zwei tiefen Löchern im letzten Moment noch ausweichen konnte. Ich werde den Töff also wohl ohne erhebliche Panne nach Australien bringen können – wer hätte das gedacht! Über 42‘000 km ohne wirkliche Probleme!

Ich fand am Nachmittag Zeit zum Lesen und werde mich wohl noch früher als gestern schlafen legen, denn ich möchte morgen möglichst früh am Zoll nach Osttimor sein, damit ich auch noch genug Zeit habe, ein neues indonesisches Visum zu besorgen sowie meine Cargo-Firma zu besuchen, um den Ablauf der Transports meines Töff genau zu kennen. Der Tag war wenig Aufsehen erregend – musste er auch nicht sein, denn jetzt habe ich nur ein Ziel: Osttimor möglichst bald zu erreichen, um es (ohne Töff) schnell auch wieder verlassen zu können…

Die Suche nach einem Restaurant am Abend war nicht ganz leicht. Wegen des Regens am Nachmittag erschien mir die ganze Stadt sehr schmutzig und schmuddelig. Schliesslich besuchte ich ein Lokal, das ich unter normalen Umständen nie besuchen würde. Kentucky fried chicken – der Laden überaus sauber, zwei fritierte Chickenstücke mit Pommes und ein Pepsi mit Eis: kulinarischer Tiefflug, aber der Hunger war vertrieben…

Km: 42‘011

 

Fr, 01.04.2016: Das 27. Land: Timor Leste

Atambua am östlichen Ende Westtimors ist nicht wirklich eine Reise wert, aber als Durchgangsort nach Osttimor durchaus gut geeignet für eine Übernachtung. Ich stand schon um Viertel nach fünf Uhr auf und verliess die erstaunlich grosse Stadt schon vor sieben Uhr, denn ich wollte möglichst früh an der Grenze sein.

Bald erreichte ich die Nordküste Timors. Bewaldete Steilküsten wechselten sich ab mit unberührten Stränden. Einen längeren Halt machte ich kurz vor der Grenze in einem kleinen Dorf, wo die Kinder einer ganzen Schule gleich gekleidet zu Musik tanzten, Schulsport auf Indonesisch – natürlich gibt es hier nirgends Turnhallen, im besten Fall eine lange nicht mehr gemähte Wiese, auf der Fussball gespielt werden kann… Natürlich kam ich schnell in Kontakt mit sämtlichen Lehrkräften. Und wieder war eine Fotosession angesagt… Die Grenzstation war bald erreicht. Und man legte mir keine Steine in den Weg. Ich war der einzige weit und breit, der um diese Zeit die Grenze überqueren wollte. Ich hatte die dreissig Tage Visumsfrist, damals erhalten in Denpasar, als ich von Singapore zurückgekehrt war, exakt eingehalten, womit mein Pass sofort abgestempelt wurde. Etwas mehr Mühe bereitete den Beamten die Behandlung meines Carnet de passage, etwas Hilfe meinerseits war nötig, aber auch bei der Customsstelle erhielt ich schnell den nötigen Stempel. Bei der Grenzstation Osttimors wurde ich überaus freundlich empfangen. Zwar hatte ich meinen grossen Rucksack auszuräumen für eine Kontrolle, aber alle benötigten Stempel erhielt ich innert nützlicher Frist.

Nachdem die Strasse in Indonesien auf den letzten Kilometer ausgezeichnet ausgebaut war und ich sehr gut vorwärts kam, verringerte sich die Reisegeschwindigkeit jetzt markant. Die Strasse ist seit Jahrzehnten nicht mehr renoviert worden, ist durchsetzt mit tiefen Löchern und Abschnitten mit Kies. Aber die Landschaft der Küste entlang war stupend. Der erste Eindruck dieser jüngsten Nation auf der Welt war aber zwiespältig: Die Unabhängigkeit Osttimors seit 2002 hat zumindest im Westen zu keiner Verbesserung der Lebensumstände geführt, im Gegenteil, die Menschen leben in noch ärmlicheren Hütten als in Indonesien. Je näher ich Dili kam, umso besser wurde die Strasse und umso mehr Wohlstand konnte ich beobachten. Aber auch dies scheint mir zwiespältig. Durch den Wechsel sind einige Menschen in diesem Land zu Geld gekommen und fahren zum Beispiel gute Autos, aber das Gros der Menschen lebt nach wie vor in sehr ärmlichen Verhältnissen.

Ich erreichte Dili kurz vor zwölf Uhr – ich benötigte für die Strecke viel länger als erwartet. Ich fuhr gleich zur Botschaft Indonesiens, um mir ein neues Visum zu besorgen. Aber ich hatte nicht beachtet, dass die Zeit im Vergleich zu Indonesien wieder um eine Stunde variiert. Schnell fand ich das Dili Beach Hotel und war vor allem vom  australisch angehauchte Terrassenrestaurant überrascht, absolut westlicher Standard, aber von australischem Gedankengut infiltriert. Auf fünf Bildschirmen liefen fünf verschiedene Football- oder Rugbyspiele. Ich war nicht überrascht, dass die Preise in Osttimor höher sind. Für ein Dorm-Zimmer bezahle ich 20 $ - es ist hier üblich, mit US$ zu bezahlen! Aber mein Dormzimmer hatte ich wenigstens für mich alleine – perfekt.

Weniger gute News erhielt ich vom ANL-Cargo-Büro per Telefon. Zwar legt am 7. April wohl tatsächlich ein Schiff nach Singapore/Darwin ab, aber noch sind die Container leer. Und einen eigenen Container zu mieten, dürfte ziemlich kostspielig werden. Am Montag werde ich mehr wissen. Dafür konnte man mir einen relativ günstigen Flug nach Denpasar für 100 $ anbieten. Die lange Busfahrt zurück nach Kupang könnte mir dadurch also erspart bleiben – und in Denpasar werde ich zu einem neuen Gratis-Visum für dreissig Tage kommen. Deshalb besuchte ich die indonesische Botschaft auch nicht mehr.

Den Nachmittag verbrachte ich faul und lesend am etwas ältlichen Swimmingpool, nachdem ich einen frischen Avocado-Salat und Bruschetta gegessen und zwei Bier getrunken hatte (14 $). Am Abend kam ich ins Gespräch mit einem Australier mit kaum zu verstehendem Slang, der vielleicht von einer weiteren Transportmöglichkeit für meinen Töff nach Australien weiss (es stellte ich allerdings heraus, dass dies nur leeres Geschwätz war…). Ich ass ein australisches Steak mit Pommes – ausgezeichnet.

Aber ich befürchte, dass ich in den nächsten Tagen hier etwas feststecke. Am liebsten hätte ich, es würde Klack machen, und ich könnte schon morgen meine Australien-Reise beginnen…

Km: 42‘160

 

Sa, 02.04.2016: Der eigenartige Groove Osttimors

Es ist offensichtlich fühlbar, dass ich mich nicht mehr in Indonesien befinde, obwohl dieses Land bis 2002 zu Indonesien gehört hat. Die Menschen sind zwar auch hier sehr nett und kommunikativ, aber die Unterschiede im Lebensstandard sind hier so offensichtlich, dass ich den Menschen nicht immer vertrauen kann und wieder viel mehr achtgebe auf meine Habseligkeiten. Noch immer ist der portugiesische Einfluss hoch, in vielen Gesichtern erkenne ich südeuropäischen oder gar brasilianischen Einfluss. Die Menschen sind häufig auffallend hübsch, wenn auch sehr klein gewachsen, ich habe schon überaus viele, sehr hübsche Frauen gesehen. Aber das Leben ist teuer hier. Zwar geniesse ich die vielfältige Küche, aber für ein allerdings reichhaltiges Menü zahlt man gut und gerne 20 US$, für das grosse Bier 5 $; solche Preise bin ich mich nicht mehr gewohnt. Aber ich spüre hier auch viel mehr Freiheit, die Menschen sind stolz, unabhängig zu sein, aber vom vermeintlich schnell aufkommenden Reichtum ist nichts zu spüren, ausser bei sehr wenigen Leuten.

Ich fuhr am Morgen zum ersten Mal zum ANL-Büro, erhielt aber keine neuen Informationen, wie gut und schnell sich mein Töfftransport abwickeln lässt. Da muss ich bis Montag warten. Auf dieser Fahrt erblickte ich einen schönen Strand am Ostrand der Stadt, nahe einer Halbinsel, und dorthin fuhr ich schon am Mittag. Weisser Strand, allerdings recht seichtes, rekordverdächtig warmes Wasser (wohl mehr als 28°C). Ich legte mich unter einen niederen Baum und las den ganzen Nachmittag. Allerdings wurde die Rast unterbrochen durch zwei Regenschauer, die über das Land zogen. Der Strand liegt nahe bei Christo Rei, einer auf einem Felsvorsprung gelegenen riesigen Jesus-Statue. Ich hoffte, auf der Ostseite dieses grünen Hügels näher an die Statue heranfahren zu können. Dies war mit einer überraschend langen Anfahrt verbunden. Nachdem ich einen Hügelzug überquert hatte, folgte ich der Küste auf einem ausgewaschenen Weg wieder westwärts bis an den Fuss dieses steilen Hügels. Von hier erreichte ich die Statue über 450 Treppenstufen. Der Ausflug lohnte sich, denn die Aussicht hier oben war ausgezeichnet auf das ruhige Meer, die entfernte Stadt Dili. Dazu tauchte die Sonne plötzlich wieder hinter den Wolken auf, sodass wieder einmal ein überaus farbiger Sonnenuntergang zu bestaunen war. Auf dem Rückweg machte ich halt bei einem der vielen Strandrestaurants und wurde nicht enttäuscht. Ausgezeichnetes Schweinsfilet (ich habe Fleisch-Nachholbedarf!), ich war vorerst der einzige Gast, aber als plötzlich eine Live-Band zu spielen begann, füllte sich das Restaurant allmählich mit vielen mehrbesseren einheimischen und westlich aussehenden Gästen. Irgendwie kam ich mir plötzlich wie ein Kolonialist vor…

Am Abend schaffte ich es, die Air-Condition in meinem Zimmer zum Laufen zu bringen. Deshalb wurde die Nacht kühl, aber dafür entwich die stickige Luft aus dem Zimmer sehr bald. Noch immer bin ich der einzige Gast im Dormitory, das Hotel ist aber fast vollständig besetzt, vor allem mit australischen Kurzurlaubern, vielleicht auch mit Leuten aus NGO-Organisationen.

Km: 42‘207

 

So, 03.04.2016: Strandtag

Die Geschichte des heutigen Sonntags ist bald erzählt. Am Strand vertiefte ich mich erneut im Harry Potter V, den ich heute zu Ende las. Es war sehr heiss heute, das Meerwasser brachte auch nicht wirklich eine Abkühlung, erst der Schauer am späteren Nachmittag. Es hatte heute sehr viele Leute am Strand, die Einheimischen blieben scheinbar stundenlang im Wasser, natürlich voll angekleidet, wie hier üblich. Aber nur die wenigsten Menschen können schwimmen. Dafür fallen hier die vielen Jogger auf, die tagsüber und vor allem am Abend unterwegs sind. Ganze Fussballmannschaften benutzen die Treppe zum Christo Rei für ein Konditionstraining.

Ich machte wieder halt an einem der Strandrestaurants; diesmal war wieder einmal Seafood angesagt, Squid, chinesisch zubereitet, erneut hervorragend, aber wieder sind 20 $ verbraucht. Jetzt sitze ich auf der Restaurantterrasse, aber irgendwie werde ich nicht warm in diesem Land. Morgen weiss ich mehr, wann ich hier wieder abhauen kann. Am liebsten würde ich schon morgen mit meinem Australien-Abenteuer beginnen.

Km: 42‘226

 

Mo, 04.04.2016: Auf die Folter gespannt und Regensturm

Mein Gefühl heute Morgen war nicht besonders gut, ob ich heute einen Schritt weiterkomme mit dem Verschiffen meines Töffs. Und ich täuschte mich nicht. Ich war schon früh unterwegs zum ANL-Büro, aber Lenor Castulo, die zuständige Person, war leider nicht anwesend. Aber ein anderer Bürolist erklärte mir, dass es eine Änderung im Fahrplan gegeben habe. Diese Woche sollte kein Schiff nach Darwin ablegen, der nächste Transport finde erst am 15. April statt.

Damit gab ich mich nicht zufrieden und fuhr zum nahen Flughafen, wo ich herausfinden wollte, ob es nicht doch eine Möglichkeit gebe, mein Fahrzeug nach Darwin zu fliegen. Ich wusste die Antwort eigentlich schon selber: Die Flugzeuge, die Darwin ansteuern, sind zu klein, um ein solches Gewicht mitnehmen zu können. Dafür wurde mir ein anderes Cargo-Unternehmen empfohlen (SDV), das ich im Stadtzentrum sofort anfuhr. Es wurde mir gesagt, dass am 8. April tatsächlich ein Schiff nach Darwin ablegt, ich aber zu spät sei, denn alle Container seien schon verschlossen und geladen.

So bleibt mir nichts anderes übrig, als bis morgen zu warten, um mich mit Lenor zu treffen, die hoffentlich bestätigen kann, dass am 15. April tatsächlich ein weiteres Schiff ablegt. Ich schrieb gleich zwei Mails an Samuel aus Zürich (der momentan in Flores per Töff unterwegs ist) und Bjarne und Mona, die unterdessen allerdings erst in Yogyakarta angelangt sind. Beide werden es wohl nicht schaffen, bis zur nächsten Abfahrt in Dili zu sein, wie ich am Nachmittag per Mail erfuhr. Dies hätte meine Verhandlungsposition für morgen wesentlich verbessert, wenn gleich vier Motorräder hätten transportiert werden können.

So stecke ich hier in Dili weiterhin einigermassen fest. Ich sass im Terrassenrestaurant, als ein wahrer Gewittersturm über Land und Meer fegte. Ich hatte Glück, dass ich nicht bereits erneut den Strand aufgesucht hatte, denn unglaubliche Wassermassen stürzten vom Himmel. So blieb ich fast den ganzen Tag im Haus, unterdessen ist ein Schwede aus Bali eingetroffen, zudem habe ich die tschechische Familie und den Schotten, bekannt aus Kupang, hier wieder angetroffen. Am Abend besuchte ich eine nahe Pizzeria – mittelprächtig. Aber ich trank wieder einmal ein Glas Rotwein – ganz gut.

Wiederum muss ich bis morgen warten, damit ich zumindest mittelfristig weiterplanen kann. Ich bin gespannt!

Km: 42‘248

 

Di, 05.04.2016: Die Würfel sind gefallen

Wiederum fuhr ich heute Morgen voller Hoffnung (aber mit wenig gutem Gefühl) zum ANL-Büro. Lenor Castulo war am Arbeiten, und ich wurde freundlich empfangen. Ich erfuhr, dass das nächste Schiff doch schon nächsten Freitag, 8. April ablegt. Aber die Ernüchterung kam schnell. Zwischen 1700 und 2000 US$ hätte es mich gekostet, einen ganzen Container nur für mein Motorrad zu mieten. Das war mir dann doch zu viel, obwohl das nächste Boot erst um den 25. April ablegt. Ich sass einige Zeit nur da im Büro und sinnierte, denn dies bedeutet, dass ich frühestens Mitte Mai mit meinem Australien-Abenteuer beginnen kann. Schliesslich verlangte ich auch noch eine Preisangabe – und erschrak: Unverschämte 931.60 $ bezahle ich für den Transport, ANL nutzt das Monopol voll aus, und ich werde darauf einsteigen müssen.

Wie sollte ich die Zeit verbringen, bis mein Töff endlich in Australien ankommt? Und so kommt es, dass ich mir dieses Land doch noch etwas genauer anschauen werde. Mindestens eine Woche lang werde ich jetzt halt noch den Osten Osttimors erkunden. Die Variante, für einen Monat nach Hause zu fliegen (Flug ab Denpasar nur gut 500 €! Retour!) verwarf ich schnell. Auf dem Rückweg hatte ich dringend zu tanken (1 Liter = 0.95 $), dann setzte ich mich an den Computer, um Samuel aus Zürich zu erreichen, für den das Schiff am 25. April jetzt wohl perfekt stimmt. Tatsächlich erhielt ich schon heute die Rückmeldung, dass mein Töff nicht einsam nach Australien reist. Wohl deshalb zahlen wir nur die Hälfte.

Am Nachmittag begann ich, mein Material, vor allem die Koffer und deren Inhalt zu reinigen, weil ich weiss, dass die Behörden Australiens peinlichst genau darauf achten, dass nichts Organisches in ihr Land kommt. Irgendwann besuchte ich das Reisebüro gleich nebenan und wurde von den Flugpreisen positiv überrascht. Ich buchte gleich zwei Flüge, nach Denpasar fliege ich für 90 $ (Montag, 18. April, 11:50) und von dort zwölf Stunden später gleich weiter nach Jayapura (Papua), ich werde also einen ganz neuen Teil Indonesiens erobern! Später wurde mir bewusst, dass mein Carnet de passage abgelaufen ist, wenn ich Australien erreicht haben werde. Ein neues muss her!  Dazu brauchte ich eine Adresse in Australien (ich hatte immer gedacht, dass ich dafür Josés Adresse verwenden würde), über Chantal stellte ich per What’s App einen Kontakt in Darwin her, wohin man mir mein neues Carnet senden kann.

Ich war den ganzen Tag überaus aktiv, am Abend aber zu müde auszugehen. Aber das Essen im Hotel war diesmal schlecht. Die Essigflasche scheint der Köchin aus der Hand gefallen zu sein. Fisch, Pommes, Salat waren überaus sauer…

Km: 42‘270

 

Mi, 06.04.2016: Tellerbäume, ein Hauch von Australien und eine Idee

Den grossen Teil meines Gepäcks liess ich heute Morgen zurück im Hotel, sodass ich wieder einmal light unterwegs bin. Ich wollte heute Baucau erreichen, etwa auf halbem Weg bis zum östlichsten Punkt Timor Lestes gelegen. Je östlicher ich reiste, desto weniger dicht besiedelt ist das Land und auch umso nationalistischer erscheint mir das Land. Und dies hat durchaus seinen Grund. Osttimor wurde jahrhundertelang unterdrückt und ist erst seit 2002 frei und unabhängig. Zuerst waren es die Portugiesen, welche das Land als Kolonie ausnutzten (Sandalwood). Nach der Salazar-Revolution 1974 in Portugal wurde das Land seinem Schicksal überlassen, die Unabhängigkeit scheiterte wegen der indonesischen Armee, welche das Land zu besetzen versuchten, aber da war eine überaus starke Unabhängigkeitsbewegung (Fretilin) unter Gusmao. Leidtragende dieses 25 Jahre dauernden Konfliktes war das Volk, Zehntausende wurden ermordet, die Bevölkerung zwischen 1975 und 1980 sank von 600‘000 auf 500‘000 – Genozid! In all der Zeit bemühte sich die UNO um eine Einigung, blieb aber erfolglos. Erst als 1998 unabhängige Blauhelme stationiert wurden und Indonesien in eine wirtschaftliche Krise schlitterte (mit einem Wechsel des Präsidenten), wechselten die Fronten zu Gunsten der Unabhängigkeit Osttimors.

Wenn man heute durch das Land fährt, erkennt man immer wieder grossen portugiesischen, aber auch indonesischen und sogar japanischen Einfluss (Einfall während des 2. Weltkrieges). Dies erkennt man an (teils zerfallenen) Gebäuden, Schulen, Läden. Noch immer ist man mit dem Wiederaufbau des Landes beschäftigt, aber die Finanzen sind trotz des vorhandenen Erdöls knapp. Man findet viele NGO-Organisationen im Land, welche die Menschen mehr oder weniger effektiv unterstützen.

Die Fahrt führte heute vor allem der Küste entlang, und je östlicher ich kam, desto trockener wurde die Landschaft. Schattenspendende Tellerbäume, mit Gras bewachsene Hügel, vor Baucau wieder dschungelmässig mit uralten, mächtigen Banyan-Bäumen mit ihren Tausenden von dünnen, dichten Luftwurzeln – ein Hauch von Australien!

Dank der recht guten Strasse erreichte ich Baucau schon kurz nach dem Mittag. Ich wohne in der Melita-Pension, wo auch 18 junge Mädchen mit ihren drei Lehrerinnen aus einer katholischen, australischen Universität (!) beherbergt sind. Was für ein Geschnatter! Ich fuhr am Nachmittag hinunter nach Osolata zum Wataboo-Strand. Ich fuhr so weit, bis eine felsige Küste ein Weiterfahren verhinderte. Dafür war der Strand extraprima! Keine Menschenseele hier, ich fand Zeit zum Schnorcheln, Lesen. Und hier gedieh eine neue Idee: Wenn ich schon nach Papua reise, wäre es ja auch eine nette Möglichkeit, Papua-Neuguinea zu erreichen, wilderes Asien gibt es nicht! Vielleicht funktioniert dies sogar über Land oder auf Flüssen… Vielleicht ist es ja ein Segen, dass mein Töff erst Mitte Mai in Darwin ankommt… Dann müsste ich nicht mehr nach Bali zurückreisen und könnte Darwin direkt von Port Moresby erreichen.

Am Abend besuchte ich das Restaurant Amalia, echt portugiesisch mit Flaggen diverser portugiesischer Fussballclubs – und es gab Bife – Häne weiss, was damit gemeint ist…

Km: 42‘432

 

Do, 07.04.2016: Ein wilder Ritt in den Osten

Ich bin im äussersten Osten Timor Lestes angelangt, an der Tutuala-Beach, einem Ort, an dem man wahrlich vereinsamen könnte, denn nur wenige Touristenseelen verirren sich an diesen Ort. Ich bewohne ein spartanisches Bungalow nur mit grosser Matratze und Moskitonetz versehen, nur zwanzig Meter vom Strand entfernt, den ich ganz alleine geniessen kann, allerdings recht teuer ist (25 $). Nicht einmal eine Badehose ist hier notwendig, weil ich so weit weg von jeglicher Zivilisation bin. Die Szenerie ist atemberaubend, türkisgrünes, glasklares Wasser mit einem Korallenriff, das seinesgleichen sucht. Aber man muss es aushalten können, mausalleine an diesem Ort zu sein. Zwar höre ich die etwas distanzierten Gastgeber in ihrer Hütte entfernt parlieren, aber lauter und beständiger ist das Rauschen des Meeres. Ich bin mal gespannt, wie lange ich es hier aushalte und wie ich die verbleibenden elf Tage in Osttimor verbringen werde.

Ich verliess Baucau heute Morgen, kam zu Anfang nur schleppend voran, weil die Strasse mit vielen Löchern und Gravelabschnitten kein höheres Tempo zuliess. Die Art der Landschaft ist mir fremd. Viel Wiesland, Wasserlöcher, in denen sich die Büffel suhlen, Ziegen, die sich auf der warmen Strasse ausruhen und immer wieder Menschen, vor allem Kinder, die erstaunt sind, hier einen westlichen Touristen zu sehen und die lautstark grüssen, aber doch respektvoll oder ängstlich abhauen, wenn man anhält und mit ihnen das Gespräch sucht. In Lautem machte ich Halt bei einer aufgegebenen, verfallenen, unterdessen mit Bäumen und Gestrüpp überwachsenen, alten, portugiesischen Festung. Hier fuhr ich Richtung Landesinneres, passierte diverse ärmliche Dörfer, dessen Bewohner am Strassenrand ihr Gemüse anbieten. Noch bevor ich Lospalos erreichte, führt eine holprige, schmale Strasse weitere 32 km Richtung Osten. Hier sah ich alte Fataluku-Häuser, hoch über dem Boden auf Stelzen gebaut und manchmal noch genutzt als Wohnzimmer für eine ganze Familie. Typisch die hohen Dächer, in denen die Geister der Ahnen wohnen, Zeichen des animistischen Glaubens, der hier über Jahrhunderte praktiziert wurde. Heute ist die Gegend längst missioniert, ein strenger Katholizismus wird verbreitet praktiziert, deshalb sieht man immer wieder ganz einfach gebaute Kirchen.  Ich passierte den grossen Lake Ira Lalaro, momentan grün bewachsen und nur in der Regenzeit mit Wasser gefüllt, das die Strasse überschwemmen kann. Und Achtung: Der See ist von riesigen Krokodilen bewohnt, denen immer wieder mal Menschen zum Opfer fallen. Ich bekam aber keines zu Gesicht.

Das Erreichen des Strandes gedieh zu einer wahren Herausforderung, denn es war ein absolut wilder Ritt. Ich war insofern darauf vorbereitet, dass ich wusste, dass der Strand nur mit 4WD-Fahrzeugen (oder zu Fuss) erreicht werden kann. Ich war froh, dass ich nur leicht geladen hatte, denn die Strasse war zuweilen steil, voller Felsblöcke, ausgewaschen, ein wahrer Balanceakt! Mir graut nur jetzt schon, die Strecke noch ein zweites Mal bergauf meistern zu müssen.

Den Nachmittag verbrachte ich mutterseelenallein am Strand, ich lag lange Zeit im Wasser, las, bis mich ein kurzzeitiger Schauer zwang, mein Bungalow aufzusuchen. Gegessen hatte ich schon, als ich ankam: Ei, Gemüse, Kartoffeln, Bohnen, Reis, leider kein Fisch…

Jetzt sitze ich im grosszügig angelegten, offenen Aufenthaltsraum, unterdessen hat es sogar Strom! Auf weiteres Essen verzichte ich, dafür habe ich mir ein Bier geleistet, unverschämt teuer (5 $ für eine Büchse)…

Km: 42‘554

 

Fr, 08.04.2016: Robinson auf Ilha Jaco

„Bon dia!“ – so wurde ich heute Morgen von meinen Gastgebern auf Portugiesisch begrüsst. Schnell brachte man mir Kaffee und zwei weiche, etwas verkohlte, knapp geniessbare Brötchen. Nur mit Gestik bestellte ich auch noch zwei Eier, die in Omelettenform bald erschienen. Ich wollte gut genährt Ilha Jaco erreichen, damit für heute zwei Mahlzeiten reichen sollten.

Ich fuhr mit dem Töff kaum einen Kilometer weit bis zu einer kleinen Bootsanlegestelle, von wo aus mich ein kleines Motorbötchen zur zwei Kilometer entfernten Insel des Verlangens fuhr (10 $). Ich war auf dieser Insel die einzige Menschenseele weit und breit. Ilha Jaco ist Teil des Nationalparks Nino Konis Santana im äussersten Osten Timor Lestes gelegen. Die Insel ist unbewohnt, aber mit Stränden gesegnet, wie ich sie noch selten gesehen habe. Die bewaldete Insel wäre ein perfekter Ort, um mit Tourismus viel Geld verdienen zu können, natürlich nur zu Lasten der genialen, absolut unberührten Natur, aber der Ort ist so abgelegen, dass es wohl noch fünfzig Jahre dauert, bis Touristen wirklich hier angekommen sind. Der Strand ist zuckerweiss, das Wasser türkis-grün schimmernd. Das Korallenriff ist Weltklasse. Bald war ich nackig mit Brille und Schnorchel unterwegs, um Tausende Fische zu beobachten. Auch die Sicht war ausgezeichnet, mindestens dreissig Meter weit konnte man sehen. Zu gerne wäre ich noch etwas tiefer getaucht, denn Wale und Delphine durchqueren häufig den Durchgang zwischen dem Festland und der Insel. Tatsächlich erspähte ich nach dem zweiten Schnorcheltrip eine Gruppe von mindestens fünfzig Delphinen, die immer wieder munter in die Luft sprangen und in aller Seelenruhe durch diese Meeresenge zogen.

Es war heute leicht, in dieser grandiosen Szenerie die Einsamkeit zu ertragen, ich beobachtete viele Vögel, lange Zeit einige Krabben, die sich in den weissen Sand eingruben. Es war absolut still, nur das Rauschen der sanften Wellen war zu hören, und ich bekam auch keine ungebetenen Gäste, das Wasser ist zu klar für Krokodile, die es in der Region geben soll. Natürlich fand ich Zeit zum Lesen, die Sonne hatte leichte Auswirkungen auf meinen noch mehr oder weniger weissen Hintern. Am Nachmittag war ich ein weiteres Mal schnorchelnd unterwegs, ich erspähte diesmal eine junge Meeresschildkröte, die aber zu schnell unterwegs war, um ihr folgen zu können. Fünf verschiedene Arten von Schildkröten gibt es in der Region. Sorgen macht mir mein rechtes Ohr, eigenartigerweise nicht jenes mit dem Loch im Trommelfell, ich spüre Schmerzen auf Druck. Dies ist auch der Grund, weshalb ich noch nicht weiss, ob ich einen weiteren Tag hier bleiben werde, denn die Verlockung zu schnorcheln ist zu gross.

Pünktlich nach sechs Stunden führte mich das Boot wieder zurück aufs Festland, nach wie vor bin ich der einzige Tourist hier. Eben habe ich gegessen. Leider haben sie es nicht geschafft, einen Fisch zu besorgen, sodass ich mich erneut mit Gemüse, Reis, Ei und Kartoffeln zufrieden geben musste. Mit einem Bier belohne ich mich später…

Und: Freitag fand ich auf der Insel nicht, noch lieber wäre mir eine Freitagin gewesen (die mich allerdings auch nicht fand)…

Km: 42‘555

 

Sa, 09.04.2016: Portugal auf Ilha Jaco

Ich liess mir viel Zeit heute Morgen. Wiederum durfte ich mich über einen herrlich sonnigen Tag freuen, mein rechtes Ohr schmerzte noch immer etwas, aber es war nicht schlimmer geworden, sodass ich mich guten Gewissens erneut schnorchelnd ins Wasser begeben konnte. Wiederum fuhr ich mit dem Bötchen hinaus auf die Insel. Aber diesmal war ich nicht alleine. Ein Paar aus den Kapverdischen Inseln (!) mit ihrer reizenden, gut Englisch sprechenden Tochter leisteten mir heute Gesellschaft. Sie hatten sich von einem Portugiesisch sprechenden Einheimischen an diesen Ort bringen lassen und waren mit Essen voll ausgerüstet.

Es war mir sehr angenehm, mich wieder einmal mit Menschen unterhalten zu können, zudem wurde ich gleich in die Gruppe aufgenommen und wurde den ganzen Tag mit Brötchen, frisch gegrilltem Fisch, Fruchtsaft, Mandarinen versorgt. Gegen Mittag erschien noch eine weitere Gruppe, ebenfalls Portugiesisch sprechend, offenbar Lehrer aus Lospalos, die ihren freien Tag hier geniessen wollten.

Ich lag den ganzen Tag unter einer grossen Pinie direkt am Strand, die aber einigermassen sonnendurchlässig war. Obwohl ich wieder einmal meine alte Sonnencreme benutzte, war es beinahe unvermeidlich, dass ich mir erneut einen leichten Sonnenbrand holte, allerdings wohl vor allem im Wasser, denn ich war dreimal schnorchelnd im glasklaren Wasser unterwegs, um Korallen und Fische in allen Grössen und Farben bewundern zu können. Die Strömung zog einen wie in einem Film in Zeitlupe der Küste entlang, am Morgen Richtung Norden, am Nachmittag bei der hereinkommenden Flut gegen Süden. Grössere Tiere bekam ich heute nicht zu Gesicht, dafür war die Gesellschaft überaus angenehm. Ich blieb etwas länger als die beiden Gruppen auf der Insel. Lesend – Harry Potter VI. wurde heute vollendet. Ich kann immer besser verstehen, warum es vor Jahren zu einem derartigen Hype wegen dieser Bücher gekommen ist. Die Geschichte fesselt mich, und meine Englisch-Kenntnisse verbessern sich…

Zurück bei meiner Unterkunft hatte man bereits für mich gekocht, wieder Gemüse, Reis, Ei, Kartoffeln und eine Art einigermassen geniessbarer verkleinerter Würstchen, von denen eine herzzerreissend jammernde, sehr ängstliche Katze davon einen grossen Teil abbekam. Dann kam der Regen, ich begann im letzten Potter-Band zu lesen, ich bin nach wie vor alleine hier, aber eigentlich halte ich es ganz gut aus…

Km: 42‘557

 

So, 10.04.2016: Regentag und: „Wie komme ich hier weg?“

Erst am Mittwoch muss ich zurück sein in Dili, deshalb wollte ich noch einen weiteren Tag an diesem verlassenen Ort verbringen. Aber ich erlebte eine negative Überraschung an diesem Morgen, denn es war stark bewölkt. Noch in der Nacht war ich wenig beunruhigt, obwohl es immer wieder regnete, aber als sich am Sonntagmorgen hinter Ilha Jaco  ein nächster Regenschauer zusammenzog, der vom aufkommenden, starken Wind schnell Richtung Festland getrieben wurde, begann ich mir wirklich Sorgen zu machen, weniger deshalb, weil mir bei diesem Wetter ein weiterer herrlicher Strandtag verwehrt blieb als vielmehr, wie ich es schaffen würde, die schwierigen, jetzt wohl ziemlich schmierigen acht Kilometer steil bergauf nach Tutuala hinter mich zu bringen. Zudem hatte ich keine Lust auf eine Regenfahrt.

Deshalb war es definitiv klar, dass ich eine weitere Nacht hier bleiben würde, in der Hoffnung, dass das Wetter am Montag wieder besser ist. Die Gastgeber erschienen bald mit der Rechnung, die keinesfalls stimmen konnte: Drei Übernachtungen à 25 $, drei Biere à 5 $, summa summarum 90 $, und ich bezahlte nur deren 84, dabei hatte ich dreimal Frühstück und Abendessen „genossen“. Nette Gastgeber, die zwar wenig kommunikativ sind, weil sie kein Englisch sprechen!

Das Wetter wurde im Verlaufe des Tages immer schlechter, die trockenen Abschnitte zwischen den Schauern wurden kürzer. Es ist feucht-kühl, das Meer ist nicht mehr wieder zu erkennen. Grosse Wellen peitschen gegen den Strand und wirbeln den Sand auf. Ich sass den ganzen Tag im grossen Ess-Shelter, las, schrieb, bearbeitete Fotos, führte Tagebuch nach – und sinnierte, wie ich morgen wohl bei diesen nassen Bedingungen hier den Berg hochkomme… Dann gab’s Essen, kein Sonntagsmenu, dasselbe wie immer, Effekt Hunger vertreiben… Ich muss morgen wohl definitiv von hier wegkommen.

Km: 42‘557

 

Mo, 11.04.2016: Wenn er dann doch einmal bricht, der Krug, im äussersten Outback…

Es hatte in der Nacht weiter heftig geregnet, aber am Morgen war es hell. In meinem Bungalow war alles klamm-feucht, es war höchste Zeit, diesen Ort zu verlassen. Aber ich wusste, dass eine riesige Herausforderung auf mich warten würde, nämlich die Hochfahrt nach Tutuala, von der mir von allem Anfang an graute.

Unterdessen waren fürs Frühstück auch die Eier ausgegangen, sodass man mich fürs Frühstück mit fritierten Bananen und Kaffee versorgte. Ich hatte bald gepackt, und dann ging es los. Es war nicht weit bis zur Abzweigung Richtung Berg. Noch immer war der Fahrweg feucht, aber wenigstens die obersten Steine waren abgetrocknet. Der Anfang war zwar rauh, die ersten drei Kilometer (von deren acht) kam ich fast ohne Probleme bergwärts. Aber dann geriet ich in eine tiefe Rille, und in dieser stand ich plötzlich quer. Der Untergrund war so schräg, dass ich den Ständer nicht benutzen konnte, sodass ich einen Stein unterlegte, damit ich den Töff quer im Weg zum Stehen bringen konnte. Aber da kam ein Windstoss, der reichte, um die Maschine zum Kippen zu bringen. Da lag sie also zum ersten Mal – es sollte auch das letzte Mal sein… Weil ich den Töff in diesem Loch nicht heben konnte wegen der Gegensteigung im Loch, riss ich mit aller Kraft am Vorder- und Hinterrad, dass die Räder wieder in Spurrichtung lagen. Dazu hatte ich zuerst mein Gepäck abgeladen. Ich schaffte es dann tatsächlich, die Maschine auf ihre Räder zu hieven, aber mein Rücken meldete sich zurück, die alten Schmerzen tauchten wieder auf. Jetzt konnte ich mich aus diesem Loch recht gut befreien, aber ich realisierte, dass mein Ganghebel verbogen war, nur noch der erste Gang konnte benutzt werden. Ich lud mein Gepäck wieder auf, aber das nächste Steilstück sollte nicht lange auf sich warten. Nach einem kurzen Rekognoszieren fuhr ich mit Vollkaracho über Stock und Stein, die Kupplung drehte durch, aber ich kämpfte mich über diese Stelle. Aber schon sah ich das nächste, noch wildere Steilstück. Ich bemerkte sofort, dass es aus dem hinteren Teil des Motors roch und schrieb dies der durchgedrehten Kupplung zu. Wiederum wollte ich das nächste herausfordernde Stück rekognoszieren, quasi einen Schlachtplan entwerfen. Die Taktik war beschlossen, als ich auch diesen Teil in Angriff nehmen wollte. Aber noch immer roch es ungesund aus meinen Motor (so glaubte ich). Und dann musste ich realisieren, dass überhaupt nichts mehr ging! Der Motor liess sich nicht mehr starten!

O yes, jetzt hatte es mich erwischt, nach 42‘561 km! Ich schob die Maschine zurück an eine schattige Stelle, setzte mich erst einmal hin und rauchte eine Zigarette. Ich hatte den Eindruck, dass der Rauch etwa von der Stelle des Sicherungskästchens kam (ich hoffte, dass es nur ein Sicherungsproblem ist). Ich demontierte den Sattel und sah die Problemstelle sofort. Die Hälfte der Sicherungen war durchgebrannt, der Gummischutz ebenfalls, davon dürfte der üble Verbrennungsgestank hergerührt haben. Ein Glück, dass nicht die ganze Maschine in Brand geraten war, denn noch Minuten zuvor lag sie da auf dem Gravel, und ich sah, wie sie Benzin verlor… Mit der Zange riss ich verbrannten Sicherungen heraus und setzte eine noch intakte neue Sicherung ein, aber nichts ging mehr. Wahrscheinlich war auch die Hauptsicherung unter dem Sattel durchgebrannt – oder die ganze Elektronik am Arsch. Sofort wurde mir bewusst, dass ich meine Maschine in diesem Land nicht wieder in Gang bringen würde.

Ich hatte mir schon seit Monaten überlegt, wie ich in einer Situation wie dieser reagieren würde. Und ich wusste sofort, dass ich mich aus dieser unangenehmen Situation recht elegant würde retten können. Dili ist nur 270 km entfernt, und dort wird die Maschine ja ohnehin verladen, und in Darwin würde ich kompetente Mechaniker finden,  welche das Problem beheben können. Glücklicherweise habe ich genügend Zeit, um die Maschine nach Dili zu schaffen, und es war mir sofort bewusst, dass es viel üblere Orte hätte geben können, eine derartige Panne zu erleiden. In ganz Indonesien hätte ich wohl wochenlang auf die nötigen Ersatzteile warten müssen.

So sass ich da im Regenwald, staunte über einen Baum voller riesiger wilder Bienenneste und setzte mich noch einmal hin. Und da tauchte einer meiner Gastgeber vom Strand zu Fuss auf dem Weg nach Tutuala auf. Er schlug zuerst vor, die Maschine hoch ins Dorf zu schieben (!), aber ich wusste, dass dies wegen des Gewichtes unmöglich sein würde. So war erst einmal eine anstrengende Wanderung ins Dorf angesagt. Der junge Rasta-Man (!) nahm meinen grossen Rucksack, und so wanderten wir zu zweit hoch zum Dorf. Es passte zum Geschehen, dass wir in einen fürchterlichen Regensturm gerieten, der uns in kurzer Zeit durch und durch nass machte. Noch rechtzeitig konnte ich wenigstens meine technischen Geräte mit meinem Penang-Plastiksack vor der Feuchtigkeit schützen. Als wir Tutuala nach einer guten Stunde erreichten, peilten wir die alte, auf einem Felsen mit herrlicher Aussicht auf das Meer stehende portugiesische Pousada an. Hier lernte ich einen mittelalterlichen Herrn kennen, der mit seinem Ford-Pickup hier auf Besuch war. Und das Glück (im Unglück) war mir hold. Wenig später waren wir mit diesem Landcruiser schon unterwegs, jetzt wieder bergab Richtung Ort des üblen Geschehens, aber sogar dieses 4WD-Fahrzeug hatte an einigen Stellen Probleme durchzukommen. Nach 45 Minuten abenteuerlicher Fahrt erreichten wir meine Pannenstelle. Wir waren nur zu dritt, um die 210 kg schwere Maschine auf die Ladefläche zu hieven. Wir stiessen sie auf einen grösseren Felsblock, das Auto fuhr von der anderen Seite möglichst nahe heran. So waren es nur noch vierzig Zentimeter, um zuerst das Vorderrad auf die Rampe zu heben. Dies gelang mit Hängen und Würgen. Dank dessen, dass der untere Teil des Motors auf dieser Rampe aufsetzte, gelang es uns auch, den schwereren, hinteren Teil auf die Ladefläche zu hieven. Ich stellte den Töff auf den Hauptständer. Leider hatte ich nur zwei Spannsets bei mir, aber ein grosses, blaues Kunststoffseil des Fahrers half, den Töff mit grosser Spannung festzubinden.

Auch für dieses Auto war die Hochfahrt nicht einfach, mehrere Stellen konnten erst im zweiten Anlauf bewältigt werden, und ich stellte mir Freuden fest, dass sich meine Bindkunst im Verlaufe der Reise (oder von all den Schlauchmontagen meiner Flosstrips) so gut verbessert hatten, dass die Maschine wirklich perfekt festgezurrt war. All dem Rütteln über Felsbrocken und über extrem steile Stellen hielt sie stand. Schliesslich erreichten wir eine Anhöhe, und jetzt wusste ich, dass wir es schaffen würden. Wir machten einen kurzen Halt bei der Mutter des Autobesitzers. Hier gab es zwei Gläser timoresischen Weines (wie sie sagten), es war aber vielmehr einheimischer Kokosschnaps, in einer alten portugiesischen Weinflasche (Douru!) gelagert. Hier wurden wir auch verpflegt (mit Reis und Fisch) und waren anschliessend bald zurück in der Pousada. Nach einer guten Stunde ging es bereits weiter mit Ziel Lospalos, einer verschlafenen, ärmlichen Kleinstadt im Osten Timor Lestes. Für diese 50 km brauchten wir beinahe zwei Stunden! Wir steuerten das 27@-Guesthouse an, wo man uns neugierig empfing. Ich bezahlte dem Autobesitzer die abgemachten 100 $ für den Transport, den Hiev-Helfern noch zusätzlich je 10 $.

Jetzt galt es zuerst, für einen Weitertransport nach Dili zu sorgen – und auch hier blieb mir das Glück hold. Der Autobesitzer fährt schon morgen Abend weiter in die Hauptstadt und erklärte sich bereit, auch mich und mein Motorrad mitzunehmen – nur für die Benzinkosten! Ich hatte mich also recht elegant aus dieser etwas unangenehmen Situation befreit.

Jetzt freue ich mich an meinem sauberen Zimmer (15 $). Ich wurde am Abend per Roller zum einzigen Restaurant der Stadt geführt. Halt eben wieder nur Nahrung, aber ich bin satt, habe zwei kühle Biere genossen, bin aber unglaublich müde und werde die nächste Nacht wohl ausgezeichnet schlafen. Ich fühle mich tatsächlich nicht ganz fit. Ist es der Stress, oder kündigt sich eine Grippe an? Mein rechtes Ohr plagt mich noch immer, zudem tat ich meinem Rücken heute keinen wirklich guten Dienst…

Km: 42‘561

 

Di, 12.04.2016: Transport nach Dili

Lospalos ist nicht wirklich eine Traumdestination, eine staubige, ärmliche Kleinstadt mit einem kleinen Strassenmarkt im Zentrum, die Hauptstrasse begrenzt durch zwei einfache Kirchen, katholisch und protestantisch. Ich kaufte am Morgen eine Flasche Wasser und einen Bund kleiner Bananen, Verpflegung für einen faulen Tag, den ich im Garten meines Guesthouses verbrachte. Hier fand ich ein Grab eines Freiheitskämpfers; die meisten Familien haben Angehörige verloren, immer wieder stösst man auf Gräber an den Strassen oder in den Gärten vieler Einheimischer. Meist war ich am Lesen oder Schreiben. Ich war gespannt, ob der Chauffeur und der Autobesitzer um vier Uhr nachmittags wirklich vor Ort sind. Tatsächlich erschienen sie schon eine Viertelstunde früher. Mit einigen Helfern wurde mein Töff auf die Ladefläche gehievt. Mit meinen Bändern und Seil wurde sie festgezurrt.

Es war eine mühselige, über sechs Stunden lange Fahrt nach Dili. Per Töff hätte ich den Hunderten Schlaglöchern in viel grösserem Tempo ausweichen können, der grosse Ford hatte aber vor jeder Unebenheit brüsk abzubremsen. Aber es war doch angenehm, einmal mitfahren zu können. Man hat viel mehr Zeit, die Gegend und die Lebensweise der Menschen zu studieren. Gemeinsam an allen Behausungen sind die vielen Tiere, die sich frei bewegen können: braun wollene Schweine in allen Grössen, eine unglaubliche Anzahl von Hunden und natürlich Hühner und Hähne, die konstant auf der Suche nach kleinen Leckerbissen sind. Man wohnt sehr verschieden, häufig in Strohhütten, manchmal mit niederen Grundmauern. Man sieht aber auch Häuser mit Lehmwänden, verstärkt mit Stroh oder Palmblättern, manche Häuser sind vollständig gemauert, aber man findet auch (allerdings sehr selten) villenartige Gebäude in grosszügig angelegten Gärten, der Lebensstandard differiert gewaltig. In kleinen Dörfern werden grillierte Fische oder Poulet angeboten, in unzähligen, kleinen Läden werden immer dieselben wichtigsten Produkte für das Leben (oder die Durchreise) angeboten. Es ist nicht verwunderlich, dass in diesem Land eine grosse Arbeitslosigkeit grassiert, das Land ist erst im (Wieder-)Aufbau begriffen. Zu hoffen ist, dass die Leute dafür genug geduldig sind und dass korrupte Politiker nicht das grosse Geld fortwährend abschöpfen und für das Volk nur die Brosamen übrigbleiben.

Als wir Baucau, die zweitgrösste Stadt Osttimors erreichten, war die Nacht schon hereingebrochen. Ich hatte mich mit den letzten Bananen verpflegt, als die beiden auf den Vordersitzen sich doch noch entschlossen, einen Halt für das Abendessen einzulegen. Padang Food, die üblichen Schüsseln mit vorgekochtem, bereits abgekühltem Essen, dafür überaus billig, aber halt nur „Nahrung“… Die Weiterfahrt auf kurvenreicher Strasse durch die stockdunkle Nacht war mühsam, und erst deutlich nach 22 Uhr erreichten wir Dili. Ich wurde zum Dili Beach Hotel gefahren, wo die Rezeption schon geschlossen war. Gleichwohl waren schnell einige Helfer gefunden, die halfen, meinen Töff über ein Brett von der Ladefläche zu schieben. Ich bekam für eine Nacht ein grosses Bett in einem geräumigen Appartement und schlief ausgesprochen gut.

Km: 42‘561

 

Mi, 13.04.2016: Putztag und eine wunderliche Genesung

Jetzt gilt’s bald ernst, ich wollte heute den Töff in jenen Zustand bringen, dass ich ihn auch in Australien als treuen Reisegefährten einsetzen kann. Dazu suchte ich frühmorgens nach einer Autoreinigungsanlage. Ich stiess den Töff sodann zu diesem Ort, wo er mit grossem Wasserdruck erst mal tüchtig abgespritzt wurde. Ich merkte aber bald, dass es die Leute hier nicht eben sehr genau nahmen. Als ich begann, die Verschalungsteile zu demontieren, um auch den darunterliegenden Staub zu entfernen, schaute man zuerst einmal verdutzt, aber einige Dollars mehr liessen die Leute sehr schnell kooperieren.

Ich wollte auch den Tank (zum ersten Mal ganz alleine ohne Hilfe) demontieren, erstens um auch hier Zugang zu versteckten Teilen zu bekommen, die blitzblank gereinigt werden mussten. Zweitens wollte ich auch die Hauptsicherung kontrollieren. Für zwei versteckte Schrauben fehlte mir jedoch das geeignete Werkzeug, das ich in einem Laden nach einigem Suchen fand. Allerdings hatte ich ein ganzes grosses Schlüsselset zu kaufen, wovon ich nur die Hälfte auch wirklich nutzen kann. Aber tatsächlich schaffte ich es, den Tank zu demontieren. Ich fand auch die richtige Stelle mit der Hauptsicherung und stellte fest, dass diese wirklich durchgebrannt war. In einem nahen Laden besorgte ich Ersatz, allerdings war diese Sicherung nur zu 20 (statt 30 Ampère) abgesichert. Nachdem alle abgeschraubten Teile perfekt gereinigt waren (beim kleinen Kettenrad hatte sich zentimeterdicker, öliger Schmutz angesammelt, wurden sie unter tatkräftiger Hilfe verschiedener Leute wieder angeschraubt.

Ich staunte nicht schlecht, als die Zündung tatsächlich wieder funktioniert, nachdem ich eine noch intakte 10-er-Sicherung in die richtige Steckbuchse steckte. Und unglaublicherweise liess sich die Maschine trotz noch immer verkohlten Sicherungskästchens wieder starten. Ich fuhr problemlos zurück zum Hotel, die Maschine lief, als ob nichts geschehen wäre. Ich war froh, wieder über ein Transportmittel zu verfügen, versorgte mich mit neuen Dollars und deckte mich in einem Supermarkt mit günstigem Bier ein. Allerdings war die Küstenstrasse nach einem Schauer feucht, sodass sich erneut Strassenschmutz absetzte. Aber ich war glücklich, dass die Maschine wieder lief, dass vor allem nichts Ernsthaftes wirklich defekt ist! Ich besuchte das chinesische Küstenrestaurant – ich hatte wieder Lust auf Fleisch, gutes Stroganoff!

Zufrieden mit dem Tag fand ich am Abend Zeit für ein Bad im Swimmingpool, las einige Zeit weiter im Harry Potter VII.

Km: 42‘573

 

Do, 14.04.2016: Ein überraschender Besuch

Ich war heute Morgen noch nicht so weit unter Druck, um die Reinigung meines Töffs fortzusetzen und las weiter im Harry Potter VII, dessen Reise mich nach wie vor sehr fasziniert. Ich war bei der Customs-Stelle, wo man mir innert Minuten mein Carnet de passage abstempelte. Als ich mich dann endlich aufgerafft hatte, mein Tagebuch nachzuführen, erschien ein überraschender Besuch. Samuel, ein 27-jähriger Zürcher, erschien in meinem Zimmer. Er ist seit August 2015 mit seiner Transalp unterwegs und erreichte gegen Mittag just Dili. Ich hatte ja schon seit einigen Wochen per E-Mail Kontakt mit ihm. Und sein Töff wird meinen jetzt definitiv begleiten auf seiner Reise nach Darwin.

Bei einigen Bieren hatten wir uns vieles über unsere Reiseerlebnisse zu berichten. Er hatte es tatsächlich geschafft, seinen Töff für nur 450 Fr. vom Festland Malaysias nach Borneo zu fliegen und bewegte sich in den letzten Wochen vor allem in Kalimantan und Sulawesi. Spannendere und unüblichere Route als meine! Dafür musste er seine Maschine von den Emiraten nach Bangkok fliegen lassen, für über 2000 Fr. Ich bin mehr als zufrieden mit der Gradlinigkeit meines Routings.

Wir blieben den ganzen Tag im Haus, es gab so viel zu erzählen und zu vergleichen, assen auch nochmals im Dili Beach Hotel. Es ist ganz ruhig hier, es sind kaum Gäste anwesend.

Km: 42‘580

 

Fr, 15.04.2016: Im Container

Nach einem Aufenthalt im Supermarkt fuhr ich ein zweites Mal zu den freundlichen Autowaschern, die mir meine Maschine nochmals vom wieder abgesetzten, neuen Schmutz befreiten. Nach einem kurzen Aufenthalt bei der Customs-Stelle am Hafen fuhren wir gemeinsam zu ANL, wo auch Samuel die Transportverträge zu unterzeichnen hatte.

Ich freute mich nicht darauf, was jetzt folgte, denn meine Yamaha sollte jetzt so perfekt gereinigt werden, dass sie dann in Darwin bei den Zollbehörden auch ohne Probleme akzeptiert wird. Dies war natürlich eine Sisiphusarbeit, denn die kleinsten Schmutzrückstände mussten entfernt werden. Ich entfernte auch die Luftfilter-Abdeckungen, um noch besseren Zugang zum Motor zu bekommen. Der Schaumstoff-Luftfilter wurde ausgewaschen und an der Sonne getrocknet. Stundenlang war ich am Pützeln, auch am Ende noch unsicher, ob meine Maschine jetzt einführbereit ist. Das wird sich dann in Darwin weisen. Dann schob ich den Töff mit montierten Cases und einem Engadiner-Sack, gefüllt mit Kleidern, in den bereitgestellten Container, wo er vierfach festgebunden wurde.

Ich war gerade noch rechtzeitig, um vor fünf Uhr nochmals im ANL-Büro vorbeizuschauen. Ganze 20 $ schauten heraus für mein Betteln um Discount. Eigentlich benutzen wir jetzt nur 5 Einheiten (m3), aber gleichwohl müssen wir je für 4 m3 aufkommen. Dann bezahlte ich die gesalzene Rechnung: 911.60 $, es bleibt mir nichts anderes übrig, als auf den Handel einzugehen.

Ziemlich nudelfertig liess ich mich per Taxi zum Hotel zurückchauffieren (4 $), wo unterdessen eine ganze Schar von jungen amerikanischen Entwicklungshelferinnen eingetroffen war, die sich schon rührend um Samuel kümmerten. Aber ich war zu müde, diesem Geschnatter beizuwohnen und genoss mein Bier lieber im Hof des Hotels. Wir lernten auch einen jungen Australier kennen, der auf seinen Töff aus Darwin wartet. Er ist auf dem Weg nach England! Wir blieben einige Zeit in der Hotelbar sitzen, aber die Putzerei hatte mich wirklich geschlaucht, zudem war es lästig schwül-heiss, ich las noch eine Zeitlang im gekühlten Zimmer, bevor ich nur noch schlafen wollte.

Km: 42‘587

 

Sa, 16.04.2016: Ein fauler Tag

Die Geschichte des heutigen Tages ist schnell erzählt. Samuel erweist sich als überaus kommunikativ. Er erzählte mir von seinem noch laufenden Projekt, einen Töff (mit Transalp-Material) aus Holz herzustellen, ich von meinen Flosstrips. Samuel ist überzeugter Atheist, wodurch sich weiterer Gesprächsstoff ergab.

Erst gegen Abend begann er mit der Reinigung seines Materials, zum Beispiel des Zeltes. Noch zuvor lagen wir im Swimmingpool, waren kaum mehr aktiv als mit Schwatzen. Dann fand ich etwas Zeit zum Lesen und Schreiben, bevor wir mit Samuels Töff zu den Strandrestaurants fuhren. Diesmal stiegen wir in einem portugiesischen Laden ab – Rips, fries, beer, recht nett. Aber es gibt interessantere Tage als diesen…

Km: 42‘587

 

So, 17.04.2016: Warten auf neue Action

Während sich Samuel endlich ernsthaft mit der Reinigung seines Töffs beschäftigte, hatte ich heute nochmals einen freien Tag mit null Verpflichtungen. Ich warte auf morgen, wenn die Reise endlich weitergeht. Lesen, Tagebuch bearbeiten (Fotos), die Hitze ertragen und schliesslich Packen, es ist allerdings nicht mehr viel Material übriggeblieben. In den nächsten Wochen werde ich ultraleicht unterwegs sein.

Am Abend holte Samuel den in Sulawesi von einem Franzosen erstandenen Ananas-Wein (!) hervor, ich später meine portugiesische Weinflasche. Es musste ja gefeiert werden, denn unsere Wege trennen sich zumindest vorübergehend wieder. Ich nervte mich über den Lärm aus fünf Fernsehbildschirmen von irgendeinem Rubgy-Cup in Singapore. Ich ass eine Pizza, wir blieben lange Zeit in der Bar sitzen, Nick der Australier, stiess auch noch zu uns. Wir versorgten ihn mit Tipps für den Trip durch Asien, er hatte einiges über Australien zu berichten. Schliesslich war ich zum Packen zu müde… Netter Abend!

 

Mo, 18.04.2016: Der nächste Abschnitt beginnt

Ohne Stress stand ich auf, packte meine wenigen Sachen zusammen, zahlte weitere sechs Nächte in diesem Hotel (je 20 $) und war schon per Taxi unterwegs zum kleinen Flughafen Dilis. Die Maschine hob vor eins Uhr etwas verspätet ab. In Denpasar kam ich erneut zu einem Gratis visa on arrival, für 30 Tage, sollte perfekt reichen.

Jetzt sitze ich in der Abflughalle des internationalen Flughafens Balis. Zwölf Stunden werde ich hier warten müssen, bis mich eine Garuda-Maschine nach Jayapura auf Papua fliegen wird. Abflug ist erst morgen um 1.20 Uhr, ich komme morgens um 8.40 Uhr in der grössten Stadt Papuas an.

Ich habe jetzt Zeit für den Blog, zudem möchte ich mich etwas Papua, meine nächste Destination informieren. Allerdings ist das Internet langsam, ich werde wohl noch einen anderen Hotspot suchen müssen…

 

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Kommentare: 3
  • #1

    iso (Sonntag, 24 April 2016 12:18)

    Was für ein Trugschluss, Sturzi! Deine Ankündigung, dieser Blog-Abschnitt werde zu den langweiligeren gehören, ist definitiv falsch. Ich habe die Berichte aus Osttimor extrem spannend gefunden. Schon deshalb, weil ich einiges gelernt habe. Osttimor hört oder hörte man ja immer wieder mal in den Nachrichten, aber was der Hintergrund des Befreiungskampfes und die Folgen für Lebensweise und Kultur der Bevölkerung sind, wusste ich nicht. Sehr spannend! Und dann das Drama mit deinem Töff... Vielleicht versuchst du es nach deiner Rückkehr ja mal als Motorradmech. Das alles liest sich wirklich plastisch, und dein derzeitiges Leben zwischen Genuss, Reisefieber und Langeweile-Gefahr kann ich problemlos miterleben. Ich freue mich auf Papua; alles, was ich von dort weiss, sind in etwa robinsonmässige Menschenfresser-Klischees. Gespannt, was du von dort wirklich zu erzählen und zeigen weisst.
    Und noch etwas: Ich finde es extrem spannend, wie du auch an den allerhinterstletztvergessenen Flecken der Erde Leute aus westlichen Ländern antriffst, die wohl etwa die gleichen Reiseideen haben wie du. Die Welt ist wirklich viel kleiner als wir meinen. Gute Weiterreise, Fussgänger!

  • #2

    regula (Sonntag, 24 April 2016 15:41)

    ich gebe iso recht: alles andere als langweilig! und auch ich habe mein allgemeinwissen um ein paar infos über osttimor erweitert. bei mir sorgen vermutlich fehlende beschreibungen von sehenswürdigkeiten und kulturellen festivitäten für ausbleibende langeweile (2 aspekte, die ich beim reisen jeweils gern auslasse). dazu kommen 2 faszinierende fotos: das sicherungskästchen sowie das letzte bild im selben abschnitt: die wetterwolke über dem meer.
    zudem geniesse ich allein schon die vorstellung eines warmen klimas, wenn du von 'hitze aushalten' und 'schwitzen' schreibst. hier schneit's doch tatsächlich seit gestern abend mit kurzen unterbrüchen. immerhin sorgen sonnige abschnitte dafür, dass bisher nicht mehr als 10 cm liegenbleiben konnten.
    und auch ich freue mich schon auf papua – danke, dass du uns immer noch auf die faule tour mitreisen lässt! (die hitze, das essen (vorallem jenes, das du 'verwürzt' nennst), sowie die land- und wasserschaft würde ich oft gern live miterleben)
    ich wünsche dir weiterhin viel sturziglück und wunderbare überraschungen. ligrure

  • #3

    Trudy (Dienstag, 26 April 2016 17:22)

    Hoi Sturzi, wenn ich so frivol sein darf.
    Mir wird hier auch nie langweilig, bin quasi mit offenem Mund am Lesen. Coolness hast du wiederum gezeigt, im grössten Schlamassel erst mal hinsetzen und eine Zigi rauchen.. LACH!
    Jetzt muss ich noch zurückblättern, ob ich allenfalls einen Teil übersehen habe, weil da waren doch Reifen ohne Profil, welche ersetzt werden sollten und das Posten sollte per Flug passieren..
    Weiterhin viel Reiseglück wünscht Dir
    Trudy